Igorrŏten

[748] Igorrŏten, malaiischer Volksstamm auf der nordwestlichen Seite der Insel Luzon (Philippinen), in der Berglandschaft, vielleicht ein Mischstamm aus tagalischem und chinesisch-japanischem Blut, auf 35–40,000 Seelen geschätzt. Die I. sind untersetzt, von kastanienbrauner Hautfarbe, auf Händen, Armen und Brust häufig dicht graublau tätowiert, das schwarze Haar wird außer am Kopf ausgerissen. Als Kleidung tragen sie einen Lendenschurz und ein Mantelluch, um den Kopf eine turbanartige Binde. Als Waffen dienen selbstgeschmiedete eiserne Hackmesser, Speere, Bogen und hölzerne Schilde. Sie wohnen in großen Pfahldörfern und bauen mit künstlicher Bewässerung Reis, Mais, Bataten, Tabak, in einigen Gegenden auch Zuckerrohr, Mango, Orangen. Ihre Haustiere sind: Pferde, Schweine (beide mit Vorliebe verzehrt), Rinder, Hunde, Hühner. Salz gewinnt man aus Quellen, alkoholische Getränke aus Reis und Zuckerrohr. Hausgeräte stellt man aus Eisen, Kupfer, Ton, noch mehr aus Holz her. Große Kunstfertigkeit zeigen sie im Schnitzen, Spinnen, Weben und Flechten (s. Tafel »Rauchgeräte der Naturvölker II«, Fig. 3 u. 4). Im Bergbau auf Eisen, Kupfer, Zink und Gold übertreffen sie alle andern Malaien. Ihre sehr geschickten Schmiede wohnen fernab in den Wäldern. Die I. leben in Monogamie. Die Leichen werden in hölzernen Särgen bestattet. Die Seele wird ein Anito, ein harmloses Gespenst in menschlicher oder tierischer Gestalt; das des Familienältesten ist indes sehr gefürchtet. Sie verehren einen in der Sonne, im Mond und auf den Sternen wohnenden Gott, aber ohne Kultus. Als Schamanen fungieren Männer und alte Weiber, die ihre Wissenschaft vererben und mit den Reichsten die oft noch fast ganz unabhängige Regierung eines Dorfes bilden. Bei Rechtsstreitigkeiten entscheiden Gottesurteile. In den abgelegenern Gegenden wird Kopfjägerei betrieben. Das Christentum macht langsame Fortschritte. Die Spanier kamen mit den I. zuerst 1660 in Berührung, aber erst 1829 haben sie Fuß im Lande fassen können, ohne daß die Kämpfe damit aufhörten. Von der spanischen Regierung wurden sieben Schulen errichtet. Vgl. Blumentritt, Versuch einer Ethnographie der Philippinen (Gotha 1882); Hans Meyer, Eine Weltreise (Leipz. 1885).

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 9. Leipzig 1907, S. 748.
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