Insektenfresser

[866] Insektenfresser (Insectivora, hierzu Tafel »Insektenfresser I u. II«), eine Ordnung der Säugetiere, Sohlengänger mit Krallen, vollständig bezahntem Gebiß und stark entwickeltem Schlüsselbein. Sie sind meist gedrungen, mit kurzen, aber kräftigen Beinen, die gewöhnlich zum Graben, seltener zum Klettern dienen; die Füße sind meist fünfzehig, die Schnauze ist spitz, oft zu einem Rüssel verlängert, die Augen sind oft verkümmert und liegen (bei Maulwürfen) zuweilen ganz unter der Haut. Die Schneidezähne sind gewöhnlich groß, die Eckzähne meist kleiner, die unechten Backenzähne ein-, die echten Backenzähne mehrspitzig. Die Zitzen liegen am Bauch. Die I. leben häufig unterirdisch, nähren sich hauptsächlich von Insekten, Würmern etc., die sie in großer Menge vertilgen; andre verschmähen auch Pflanzenkost nicht. Sie leben in der Alten Welt und in Nordamerika. Sie zeigen gewisse Beziehungen zu den Nagetieren, aber auch zu den Raubtieren und alle drei hatten vielleicht gemeinsame Vorfahren, die man unter den fossilen, in mancher Hinsicht primitivern Bunotherien suchte. In frühern Erdperioden dürften die I. eine größere Verbreitung gehabt haben. Von lebenden Insektenfressern unterscheidet man nahezu 40 Gattungen mit über 140 Arten.


1. Familie: Igel (Erinaceidae). Augen gut entwickelt, Ohren mäßig lang, Schwanz kurz, auf dem Rücken Vorsten und Stacheln. Können sich mit ihrem mächtigen Hautmuskel zusammenkugeln, leben in selbstgegrabenen Gängen und nähren sich von Insekten, kleinern Wirbeltieren und Früchten. 2 Gattungen mit etwa 15 Arten in Europa, Asien und einem kleinen Teil Afrikas; hierher Erinaceus, Igel (Taf. I, Fig. 1).

2. Familie: Borstenigel (Centetidae). Den vorigen sehr ähnlich, aber im Knochenbau verschieden. 7 Gattungen mit 11 Arten, nur auf Madagaskar, in Westafrika, auf Cuba und Haïti; Centetes (Tafel I, Fig. 4).

3. Familie: Spitzhörnchen (Tupaiidae). In Gestalt und Lebensweise den Eichhörnchen gleich, aber mit viel längerer und spitzerer Schnauze; Darm mit großem Blinddarm. 3 Gattungen mit 10 Arten in Ostindien und auf den größern, dortigen Inseln. Hierher Tupaja, Tana (Tafel I, Fig. 3).

4. Familie: Rohrrüßler (Macroscelides). Mit langem, dünnem Rüssel, großen Augen und weit abstehenden Ohren; Darm mit Blinddarm, Hinterbeine sehr stark verlängert. 3 Gattungen mit 10 Arten, nur in Afrika. Hierher Macroscelides, Rüsselspringer (Tafel I, Fig. 2).

5. Familie: Spitzmäuse (Soricidae). Ähnlich den echten Mäusen, jedoch mit spitzem Rüssel; Augen und Ohren meist klein, an den Seiten des Rumpfes und am Schwanz eigentümliche Drüsen. Die über 70 Arten werden in 6–10 Gattungen gebracht oder auch sämtlich der Gattung Sorex, die dann 6–10 Untergattungen erhält, eingereiht; sie fehlen nur in Australien und Südamerika. Hierher Myogale, Bisamrüßler (Tafel I, Fig. 5), Sorex, Waldspitzmaus (Tafel II, Fig. 3), Crossopus, Wasserspitzmaus (Fig. 5), Crocidura, Hausspitzmaus (Fig. 4) etc.

6. Familie: Maulwürfe (Talpidae). Kopf klein, Augen und Ohren tief im Pelz versteckt, Nase rüsselförmig, Leib walzig, Beine kurz, Vorderfüße zu Grabfüßen umgestaltet. Leben fast stets unterirdisch und laufen in ihren selbstgegrabenen Gängen rasch und geschickt. Bei Chrysochloris (Goldmulle, aus Südafrika) sind die Augen ganz von der Haut überwachsen und die Haare metallisch glänzend. 8 Gattungen mit 20 Arten; Verbreitung wie bei den Spitzmäusen. Hierher Talpa, Maulwurf (Tafel II, Fig. 2).

7. Familie: Pelzflatterer (Galeopithecidae). An den Seiten des Körpers bis zur Spitze des Schwanzes mit einer Hautfalte, die als Fallschirm dient. Werden auch zu den Halbaffen (s.d.) gerechnet. Nur Galeopithecus (Flattermaki, Taf. II, Fig. 1) mit 2 Arten auf einigen hinterindischen Inseln.

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 9. Leipzig 1907, S. 866.
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