Jacquemart

[130] Jacquemart (spr. schack'már), 1) Albert, franz. Schriftsteller, geb. 1808 in Paris, gest. daselbst 14. Okt. 1875, trat in das Finanzministerium und wurde 1865 Bureauvorstand in der Zollverwaltung. I. besaß ausgebreitete Kenntnisse in der Keramik. Er schrieb. »Histoire artistique, industrielle et commerciale [130] de la porcelaine« (mit Le Blant, 1862); »Notices sur les majoliques de l'ancienne collection Campana« (1863); »Les merveilles de la céramique« (4. Aufl. 1883, 3 Bde.); »Histoire de la céramique« (2. Aufl. 1883); »Histoire du mobilier« (1876).

2) Jules, Kupferstecher, Sohn des vorigen, geb. 3. Sept. 1837 in Paris, gest. 26. Sept. 1880 in Nizza, trat zuerst 1861 als Maler und Stecher im »Salon« auf, widmete sich aber später ausschließlich dem Kupferstich. Er hat Blätter nach Fr. Hals, van der Meer, Rembrandt, Meissonier, Grenze, Reynolds u. a. geliefert; hauptsächlich aber war er tätig für die Illustration von Werken, so für die seines Vaters, für Barbet de Jouys »Gemmes et joyaux de la couronne«, für die »Annales archéologiques«, die »Gazette des Beaux-Arts« etc. Mit besonderer malerischer Virtuosität wußte er den Glanz und die Textur der Vasen, Edelsteine etc. wiederzugeben.

3) Nélie, franz. Malerin, Tochter von I. 1), geb. 1845 in Paris, Schülerin von Cogniet, malte 1866 die Marienkapelle in der Kirche Notre-Dame de Clignancourt aus, 1867 für die Kirche St.-Jacques du Haut Pas einen heil. Eugen und stellte 1868 ihr erstes Porträt aus, dem eine Anzahl von Bildnissen berühmter Persönlichkeiten folgte, die durch seine Charakteristik und einfache Haltung ausgezeichnet sind: Unterrichtsminister Duruy (1869), Marschall Canrobert (1870), Thiers (1871), Justizminister Dufaure (1873), Graf Palikao, Marquis von Montesquieu und Herzog von Decazes (1878) u. a. Ende der 1870er Jahre vermählte sie sich mit einem Herrn Edouard André und hat seitdem ihrer Kunst entsagt, um sich dem Sammeln von Werken klassischer Kunst zu widmen. Ihre Sammlung ist besonders reich an Denkmälern der italienischen Renaissance, enthält aber auch hervorragende Gemälde von Rembrandt (Jünger von Emmaus, Bildnis der Saskia, Advokat Tholinx), van Dyck (Bildnis eines Syndikus) u. a.

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 10. Leipzig 1907, S. 130-131.
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