Reynolds

[856] Reynolds (spr. rēn-), Sir Joshua, engl. Maler, geb. 16. Juli 1723 in Plympton bei Plymouth, gest. 23. Febr. 1792 in London, hatte zuerst den Porträtmaler Hudson in London zum Lehrer und bildete sich von 1749–52 in Rom weiter aus. Nach London zurückgekehrt, begründete er bald seinen Ruf, so daß er sehr zahlreiche Bildnisaufträge erhielt und schon 1760 ein eignes Haus erbauen konnte. 1768 wurde er zum Präsidenten der neugegründeten Malerakademie ernannt, und 1784 wurde er Hofmaler Georgs III. Sein Haus war der Sammelplatz aller Männer von Geist und Talent. R. ist neben Gainsborough der größte englische Bildnismaler. Ist ihm dieser an Eleganz und Leichtigkeit des Pinselstrichs, an Leuchtkraft und Feinheit der Farbengebung, oft auch an Unmittelbarkeit der Wirkung überlegen, so zeichnen sich R.' Werke durch sicherere Zeichnung und eindringendere Seelenanalyse aus. Wie sein Nebenbuhler, war auch er Eklektiker, der die Vorzüge von Tizian, Rubens, van Dyck zu vereinigen strebte, wußte aber seinen Werken einen echt englischen Charakter zu geben. Durch fortwährende koloristische Experimente hat er viele seiner Bilder verdorben. Besonders gelang ihm die Darstellung weiblichen Liebreizes und des naiven Wesens der Kinder. Seine Bildnisse befinden sich meist in englischem Privatbesitz. Die Nationalgalerie in London besitzt 14, darunter sein Selbstbildnis, das des Samuel Johnson und das des Lords Heathfield, des Verteidigers von Gibraltar, die Wallace Collection 11, darunter die höchst anmutigen der Schauspielerinnen Robinson und O'Brien. Weniger bedeutend war R. in historischen Malereien (der Prophet Samuel als Knabe, der Tod Didos, die Enthaltsamkeit des Scipio, Ugolino mit seinen Söhnen im Kerker). Er soll etwa 2000 Bilder gemalt haben. Seine von ihm als Präsident der Malerakademie gehaltenen »Discourses« (Lond. 1778; hrsg. von Gosse, 1884, von Foy, 1905; deutsch, Dresd. 1781; neue Übersetzung u. d. T.: »Zur Ästhetik und Technik der bildenden Künste« von Leisching, Leipz. 1893) zeichnen sich durch Eleganz des Stils und Reichhaltigkeit der philosophischen und ästhetischen Entwickelung aus. Seine Schriften sind gesammelt von Malone (Lond. 1797, 2 Bde.). Vgl. Leslie und Taylor, Life and times of Sir J. R. (Lond. 1865, 2 Bde.); Chesneau, Joshua R. (Par. 1887); Phillips, Sir J. R. (Lond. 1893); Armstrong, Sir J. R. (Tafelwerk, das. 1900; kleinere Ausg. 1905; deutsch, Münch. 1907); Lord Gower, Sir Joshua R. (Lond. 1902); Boulton, Sir Joshua R. (das. 1905); Ortlepp, Sir Josuah R. (Straßb. 1907).

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 16. Leipzig 1908, S. 856.
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