Taylor

[362] Taylor (spr. tēler), 1) Jeremy, anglikan. Geistlicher, geb. 15. Aug. 1613 in Cambridge, gest. 13. Aug. 1667 in Lisburn, 1637 Kaplan König Karls I., nach der Revolution Privatmann, 1660 Bischof von Down und Camor, war einer der hervorragendsten Prediger und theologischen Schriftsteller seiner Zeit. Sein bedeutendstes Werk ist der »Ductor dubitantium; or the Rule of Conscience in all her general measures« (Lond. 1660). Eine Gesamtausgabe seiner Schriften veranstalteten R. Heber und Ch. P. Eden (Lond. 1847 bis 1854, 10 Bde.). Sein Leben schrieben Edm. Gosse (Lond. 1904) und G. Worley (2. Aufl., das. 1907).

2) Zachary, zwölfter Präsident der Vereinigten Staaten von Nordamerika, geb. 24. Sept. 1784 in Orange County (Virginia), gest. 9. Juli 1850 in Washington, ward 1808 Leutnant, 1812, nachdem er 5. Sept. mit 50 Mann im Fort Harryson am Wabashfluß die Angriffe zahlreicher Indianerscharen zurückgeschlagen, Major und 1832 Oberst des 6. Infanterieregiments, an dessen Spitze er im Blackhawkkrieg unter Scott focht. Auch an dem Feldzuge gegen[362] die Indianer in Florida 1836 nahm er als General mit Auszeichnung teil und erfocht im Dezember 1837 einen blutigen Sieg über diese am See Okitschobi. Nachdem er das Oberkommando in Florida noch bis 1840 geführt, erhielt er das Kommando im ersten Militärdepartement, 1845 aber den Oberbefehl über die nach Texas bestimmte Okkupationsarmee. Er überschritt 1846 im Kriege gegen Mexiko den Rio Grande, nahm nach einer Reihe kleiner Gefechte Monterey (24. Sept.), erfocht 22. und 23. Febr. 1847 über Santa Ana einen entscheidenden Sieg und schlug im April noch ein andres Korps Mexikaner bei Tula. Diese Erfolge hatten ihm solche Volkstümlichkeit erworben, daß er, von den Whigs als Kandidat für die Präsidentschaft aufgestellt, 7. Nov. 1848 mit bedeutender Majorität gewählt ward. Aber 40jährige Kriegsstrapazen hatten seine Gesundheit untergraben, und er starb nach kurzer, unparteiischer Verwaltung. Vgl. Howard, General T. (New York 1892).

3) Henry, engl. Dichter und Schriftsteller, geb. 18. Okt. 1800 zu Bishop-Middleham in der Grafschaft Durham, gest. 27. März 1886 in Bornemouth, trat in den Staatsdienst und wurde 1869 Ritter. Als Dramatiker begann er erfolglos mit »Isaac Comnenus« (1827); dann folgte die zweiteilige historische Tragödie »Philip van Artevelde« (1829; deutsch von Heimann, Leipz. 1848–52), sein Hauptwerk, von ihm selbst als »historischer Roman in dramatischer und rhythmischer Form« bezeichnet, durch kräftige Charakteristik ansprechend und reich an wirkungsvollen Szenen. Zu seinen übrigen, wiederholt ausgelegten Stücken gehören: »Edwin de Fair« (1842), »The virgin widow« (1850) und »St. Clement's eve« (1862). Seine gesammelten »Works« erschienen London 1877–78, 5 Bde.; seine »Autobiography« 1885, 2 Bde. Seine »Correspondence« gab Dowden heraus (Lond. 1888).

4) Tom, engl. Dramatiker, Humorist und Kunstkritiker, geb. 1817 bei Sunderland als Sohn einer Deutschen, gest. 12. Juli 1880 in London, studierte in Glasgow und Cambridge, trat 1850 in den Staatsdienst, wurde Kunstkritiker der »Times« und Mitarbeiter und Redakteur (1872–80) des »Punch«. Als Dramatiker war er mehr fruchtbar (über 100 Stücke) als originell. »The fool's revenge«, »An unequal match«, »The ticket-of-leave man«, »Clancarty« haben sich auf der Bühne erhalten, ebenso die historischen Dramen: »'Twixt axe and crown«, »Joan of Arc« und »Anne Boleyn«. Auch als Herausgeber der Biographien englischer Künstler, wie Haydon (1853), C. R. Leslie (1859), Sir Joshua Reynold (im Verein mit Leslie, 1865), sowie mit dem »Catalogue of the works of Sir J. Reynolds« (1869) hat sich T. verdient gemacht.

5) Bayard, amerikan. Schriftsteller, geb. 11. Jan. 1825 in Kennett Square (Pennsylvanien), gest. 19. Dez. 1878 in Berlin, wurde mit 17 Jahren Buchdruckerlehrling, hatte aber von seiner Kindheit an eine unbezwingliche Reise- und Fabulierlust. Mit dem Ertrag seines ersten Gedichtbandes ausgerüstet, machte er als Neunzehnjähriger eine Fußreise durch Europa, und berichtete darüber in seinem ersten Reisebuch: »Views a-foot« (1846). Zwei Jahre später trat er in die Redaktion der »New York Tribune« und machte in deren Auftrag 1849 eine Reise nach Kalifornien, die er in »El Dorado« beschrieb. Nach Veröffentlichung der »Poems and ballads« und »Book of romances, lyrics and songs« bereiste er den Orient und das nördliche Afrika, später China, Indien und Japan und kehrte 1835 nach New York zurück, wo er seine in der »Tribune« erschienenen Reiseberichte in Buchform veröffentlichte: »A Journal to Central Africa« (1854), »The lands of the Saracen« (1855) und »A visit to India, China and Japan« (1856). Reisen nach Skandinavien, Rußland und Griechenland folgten und lieferten ihm Material zu weitern Reisewerken: »Northern travel« (1857) und »Travels in Greece and Russia« (1859). Mit der Tochter des Astronomen Hansen in Gotha vermählt, die viele seiner Werke später ins Deutsche übersetzte, verweilte er 1862–63 als Gesandtschaftssekretär in St. Petersburg und begab sich, nachdem er den Westen seiner Heimat bereist, 1878 als Gesandter nach Berlin. Sein Meisterwerk ist die Übertragung von Goethes »Faust« ins Englische im Originalversmaß (1870–71). Er schrieb auch mehrere Romane: »Hannah Thurston« (1863), »John Godfreys fortunes« (1864), »The story of Kennett« (1866) u. a. Seine umfangreichern poetischen Werke sind: »The picture of St. John« (1866), »The masque of the Gods« (1872). »Lars« (1873), »The prophet« (1874) und »Prince Deukalion« (1878). Außerdem schrieb er einen Band »Studies in German literature« (1878), »Critical essays and notes« (1880) und eine »School history of Germany« (1874). Seine Reisewerke erschienen gesammelt in New York (1881), seine DichtungenPoetical works« und »Dramatic works«) in Boston (1902, beide hrsg. von Marie Hansen-Taylor); ein Band Gedichte erschien in deutscher Übersetzung von Karl Bleibtreu (Berl. 1879). Vgl. Marie Hansen-Taylor und H. Scudder, Life and letters of Bayard T. (Boston 1884; deutsch, Gotha 1885); A. H. Smyth, Life of Bayard T. (Boston 1896); ferner Marie Hansen-Taylor, Aus zwei Weltteilen. Erinnerungen (Stuttg. 1904; engl., New York 1905).

6) George, Pseudonym, s. Hausrath.

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 19. Leipzig 1909, S. 362-363.
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