Jonckbloet

[300] Jonckbloet (spr. -blut), Willem Jozef Andreas, niederländ. Literarhistoriker, geb. 6. Juli 1817 im Haag, gest. 19. Okt. 1885 in Wiesbaden, studierte seit 1835 in Leiden zuerst Medizin, dann Rechtswissenschaft, um sich schließlich dem Studium der niederländischen Literatur zuzuwenden. Nachdem er bereits 1840 für eine Abhandlung über Ludwig van Velthem in Leiden zum Ehrendoktor ernannt worden war, erhielt er 1847 eine Professur am Athenäum zu Deventer, 1854 an der Akademie zu Groningen, die er bis 1864 bekleidete. Von 1864–77 war er Mitglied der Zweiten Kammer der Generalstaaten und von 1877–83 Professor an der Universität zu Leiden. Seine Hauptwerke sind: »Over den middennederlandschen epischen versbouw« (1849); »Geschiedenis der middennederlandsche dichtkunst« (Amsterdam 1851–54, 3 Bde.); »Étude sur le roman de Renart« (Groning. 1863); »Gedenkboek der hoogeschool te Groningen« (das. 1864) und »Geschiedenis der nederlandsche letterkunde« (das. 1868–70, 3 Bde.; 3. sehr erweiterte Aufl. 1881–86, 6 Bde.; 4. Aufl. 1895; deutsch von W. Berg [Lina Schneider], Leipz. 1870–72). Den höchsten wissenschaftlichen Wert haben seine Ausgaben mittelniederländischer Dichtungen: »Beatrijs« (Haag 1841, und 1859 zusammen mit »Carel ende Elegast«), »Dietsche Doctrinale« (das. 1842), »Karel de Grooteen zijne 12 Pairs« (Leiden 1844: Fragmente des Romans der Lorreinen), »Dietsche Catoen« (das. 1845), »Lancelot« (Haag 1846–49, 2 Bde.), »Walewein« (Leiden 1846–48, 2 Bde.), »Reinaert« (Groning. 1856). Seine mittelfranzösischen Ausgaben sind: »Li romans de la charrette« (Haag 1849) und »Guillaume d'Orange, chanson de geste« (das. 1854, 2 Bde.). Später erschien von ihm »Guillaume d'Orange, chanson de geste du XII. siècle miseen nouveau langage« (Amsterd. 1864). Viel Aufsehen erregte seine satirische, anonym erschienene Jugendschrift: »Physiologie van den Haag« (1843). Sein Leben beschrieb H. E. Moltzer (1887).

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 10. Leipzig 1907, S. 300.
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