Juan Manuël

[323] Juan Manuël, Infant von Kastilien, Kriegsmann und Schriftsteller, geb. 1282 in Escalona, gest. 1347, Neffe König Alfons' X. von Kastilien, wurde nach dem frühen Tode seines Vaters Pedro M. von seinem Vetter, König Sancho IV., erzogen, diente mit Auszeichnung gegen die Mauren und wurde 1310 vertrauter Rat Ferdinands IV. Während der Minderjährigkeit Alfons' XI. war er einer von dessen Vormündern, später dessen Statthalter in den Grenzbezirken gegen die Mauren, über die er 1327 den glänzenden Sieg bei Guadalhorce erfocht. Die Ermordung seines Großoheims, des Infanten Don Juan, auf Anstiften des Königs veranlaßte M. zu offener Empörung unter Beihilfe der Könige von Aragon und Granada. Der Krieg endete 1335 mit Manuels Niederlage und Flucht nach Aragonien. Unterhandlungen, die von hier aus angeknüpft wurden, führten endlich zu einer vollständigen Versöhnung. J. unterwarf sich dem König und leistete ihm bis zu seinem Tod ausgezeichnete Dienste. J. war einer der gebildetsten Männer seiner Zeit. Von 14 verschiedenen Werken, die er verfaßt hat, von denen aber ein großer Teil verloren gegangen, ist »El conde Lucanor« am bekanntesten geworden, eine geistvolle Sammlung von 50 Geschichten, Anekdoten und Gleichnissen meist morgenländischen Ursprungs (zuerst hrsg. von Argote de Molina, Sevilla 1575; neuere Ausg. von Adelb. Keller, Stuttg. 1839, und von Gayangos, 1869; deutsch von Eichendorff, Berl. 1840, 3 Bde.). Ein Jagdbuch von der Vogelbeize (»Libro de la caza«) liegt vor in kritischer Behandlung von G. Baist (Halle 1880) und von Gutierrez de la Vega (Madrid 1879). Beide bieten sichere Nachrichten über Leben und Werke. Weitere fünf didaktische Schriften enthält Band 51 der »Biblioteca de autores españoles«.

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 10. Leipzig 1907, S. 323.
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