Kambyses

[504] Kambyses (pers. Kambuschija), Sohn des Kyros, bestieg nach dem Tode seines Vaters (530 v. Chr.) den persischen Thron und rüstete alsbald zu einem Heereszug nach Ägypten. Vor seinem Ausbruch ließ er seinen Bruder Bardija (bei den Griechen Smerdes) töten, um ihn an einer etwaigen Usurpation der Herrschaft während seiner Abwesenheit zu hindern. Durch die Verräterei des Phanes, eines griechischen Söldners in Ägypten, unterstützt, schlug er die Ägypter 525 bei Pelusion, eroberte 524 Memphis, unterwarf Nubien, ließ sich von den Griechen in Kyrene und von den Libyern huldigen, gab jedoch seine Unterjochungspläne gegen Karthago klugerweise auf, weil die Phöniker, die mit den Kypriern und Ioniern zusammen seine Seemacht bildeten, gegen ihre Pflanzstadt zu ziehen sich weigerten. Ein gegen den Tempelstaat des Ammonion entsandtes Heer ging durch einen Samum zugrunde. Als K., der beim Rückmarsch aus Nubien infolge des Einschlagens eines falschen Weges einen großen Teil seines Heeres eingebüßt hatte, wieder in Memphis eintraf, feierten, so berichtet die Legende, die Ägypter eben ein Jubelfest wegen der Erscheinung eines neuen Apis. Schadenfreude über seinen mißlungenen Zug argwöhnend, ließ er die Behörden der Stadt hinrichten, die Priester geißeln, verwundete den Apis und ließ die Götterbilder im Tempel des Ptah verbrennen. Wegen dieser Frevel, so fährt die Sage fort, ward der schon vorher verwirrte Großkönig rasend, und in Wahnsinn und Trunkwut ließ er seinen Bruder Smerdes (Bardija), seine Schwester und Gattin Meroë und viele seiner Freunde und Diener hinrichten. Deshalb entspann sich gegen ihn eine Verschwörung etc. In Wahrheit hat sich K. jederzeit und insonderheit gegenüber der ägyptischen Religion politisch klug benommen. Er wurde unerwartet zur Rückkehr nach Asien genötigt, weil sich ein vornehmer Magier, Gaumâta, in Persien für den Thronfolger Smerdes ausgegeben und zahlreichen Anhang gefunden hatte. Auf dem Zuge gegen ihn soll sich K. in Syrien beim Besteigen seines Pferdes mit seinem eignen Schwerte tödlich verwundet haben; in Wirklichkeit aber dürfte er ermordet worden sein. Er starb 522 ohne Nachkommen; die Tat des Aufrührers rächte des Königs Vetter Dareios.

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 10. Leipzig 1907, S. 504.
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