Klosterneuburg

[157] Klosterneuburg, Stadt in Niederösterreich, Bezirksh. Tulln, am rechten Ufer der Donau, 9 km oberhalb Wien (s. Karte »Umgebung von Wien«), an der Staatsbahnlinie Wien-Gmünd gelegen, besteht aus der obern und der untern Stadt, die durch den Kierlinger Bach getrennt sind, hat eine alte Spitalkirche, ein Augustiner-Chorherrenstift, ein Bezirksgericht, ein Landesrealgymnasium, eine höhere Lehranstalt für Wein- und Obstbau, eine Pionierkaserne, ein Pionier- und ein Trainzeugsdepot, eine Landesirrenanstalt, ein Waisenhaus der Stadt Wien, ein Krankenhaus, starken Weinbau und Weinhandel, Fabriken für Lack, Firnis, Nährmehl und elektrische Apparate, ein Elektrizitätswerk und (1900) 11,595 Einw. Das genannte Chorherrenstift, in der obern Stadt auf einem gegen den Strom vorspringenden Hügel stehend, wurde 1106 von Leopold III., dem Heiligen, gegründet und ist eins der reichsten Klöster Österreichs; das ausgedehnte, palastartige Gebäude wurde 1750 errichtet. Bemerkenswert ist die (neuerdings restaurierte) romanische Kirche aus dem 12. Jahrh. mit frühgotischem Kreuzgang, dem Grabmal des Stifters und dem aus 51 Metalltafeln bestehenden Altar von Verdun von 1181. Das Stift besitzt ferner eine Schatzkammer, die unter anderm den österreichischen Erzherzogshut aufbewahrt, eine Bibliothek von 45,000 Bänden und etwa 3000 Manuskripten und Inkunabeln, eine Gemäldegalerie, ein Münz- und Naturalienkabinett, eine theologische Hauslehranstalt und bedeutende Weinkeller (darin ein Faß von 560 hl Inhalt, auf dem am Leopoldsfest das sogen. Faßrutschen stattfindet). Die Stadt wurde von Karl d. Gr. an der Stelle eines Römerkastells gegründet. Vgl. Drexler, Das Stift K., kunsthistorische Skizze (Wien 1894). – Westlich von K. liegen die Dörfer Kierling mit Molkenkuranstalt, Genesungsheim und 1006 Einw. und Gugging mit Landesirrenanstalt, Pflegeanstalt für schwachsinnige Kinder und 1548 Einw.; südwestlich Weidling, beliebte Sommerfrische, am Fuße des Kahlenbergs, mit den Grabmälern der Dichter Lenau und Hammer-Purgstall und 1163 Einw.; nördlich Kritzendorf, gleichfalls Sommerfrische, mit 1178 Einw.

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 11. Leipzig 1907, S. 157.
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