Lassar

[211] Lassar, Oskar, Mediziner, geb. 11. Jan. 1849 in Hamburg, studierte in Heidelberg, Göttingen, Straßburg, Berlin, wurde Assistent am Physiologischen Institut in Göttingen, 1875 am Pathologischen Institut in Breslau und siedelte dann nach Berlin über, wo er eine Klinik für Hautkrankheiten errichtete, 1880 sich als Privatdozent habilitierte und 1893 zum Professor ernannt wurde. L. arbeitete über die Alkaleszenz des Blutes, das Fieber der Kaltblüter, über den Lymphstrom bei Stauung und Entzündung und den Zusammenhang zwischen Haut- und Nierenreizen, über die Entzündung der Haar- und Talgfollikel und ihrer Umgebung, über Haarschwund und dessen Behandlung, über die Arsenbehandlung der Kankroide, über die Hauttuberkulose, die Behandlung der Hautkrankheiten mit porösen Pasten etc. Er erkannte den infektiösen Charakter vieler Haarleiden und ersann die Bekämpfung der beginnenden Kahlheit durch antiparasitäre Methoden. Gegenüber früher mehr abwartender und rein symptomatischer Therapie der Hautkrankheiten führte L. eine praktisch durchgearbeitete Behandlungsart ein, die von den meisten Ärzten Deutschlands aufgenommen worden ist. Er zählt auch zu den Vorkämpfern für Röntgen- und Radiumtherapie, namentlich gegen krebsige Gebilde. 1880 lenkte er die Aufmerksamkeit auf die Notwendigkeit von Desinfektionsanstalten, vor allem aber bemühte er sich um die Hebung des Volksbadewesens. Er rief die Deutsche Gesellschaft für Volksbäder ins Leben und begründete in Berlin Mustervolksbäder. Wesentlichen Anteil hatte er an der Einberufung der internationalen Leprakonferenz nach Berlin. In einigen kleinern Schriften (»Kulturaufgabe der Volksbäder«, »Volksgesundheit und menschliche Gesellschaft in ihren Wechselbeziehungen«, »Das medizinische Studium der Frauen«, »Über häusliche Gesundheitspflege«, »Das Ästhetische in der Medizin«) behandelte er Zeit- und Streitfragen, die zur Medizin in Beziehung stehen. Seit 1893 gibt er die »Dermatologische Zeitschrift« (Berl.) heraus. Auch schrieb er: »Geschichten und Gedichte für kleine Kinder« (Berl. 1895) und unter dem Pseudonym Edm. Olaß »Novellen« (das. 1892).

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 12. Leipzig 1908, S. 211.
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