Latude

[230] Latude (spr. -tǖd'), Henri Masers de, bekannt geworden durch die lange Hast, die er um der Pompadour, der Mätresse Ludwigs XV., willen dulden mußte, geb. 23. März 1725 zu Montagnac im Languedoc, gest. 1. Jan. 1805, ward Feldscher und führte seit 1748 in Paris ein liederliches Leben. Um die Gunst der Pompadour zu erlangen, entdeckte er ihr im April 1749 zu Versailles ein angeblich zu ihrer Vergiftung angezetteltes Komplott; die Intrige wurde aber entdeckt, und L. mußte in die Bastille wandern. 1756 entwischte er, wurde aber von Holland ausgeliefert. Erst 1777 erhielt er die Freiheit; als angeblicher Sohn eines verstorbenen Oberstleutnants nannte er sich Vicomte Masers de L. Wegen Erpressung ward er von neuem bis 1784 eingekerkert. Trotzdem wurde L. als ein Opfer des Despotismus der Gegenstand großer Aufmerksamkeit, und die Erben der Pompadour wurden zu einer Entschädigungssumme von 60,000 Fr. verurteilt; die Nationalversammlung bewilligte ihm eine Pension. Vgl. seine in Gemeinschaft mit Thiéry verfaßten Memoiren u. d. T. »Le despotisme dévoilé, ou Mémoires de L.« (Par. 1790, neue Ausg. von Bertin 1889); Funck-Brentano, Légendes et archives de la Bastille (7. Aufl., das. 1904; deutsch, Bresl. 1899).

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 12. Leipzig 1908, S. 230.
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