Le Tellier

[453] Le Tellier (spr. lö telljë), Michel, franz. Staatsmann, geb. 19. April 1603 in Paris, gest. im Oktober 1685, wurde 1624 Rat im Grand Conseil, 1631 königlicher Prokurator, dann Requetenmeister im Staatsrat, 1639 Intendant der französischen Armee in Piemont, wo ihn Mazarin kennen lernte. Dieser berief ihn 1643 zum wichtigen Amte des Staatssekretärs, in dem L. durch Bescheidenheit, strenge Rechtlichkeit, Fleiß und Geschicklichkeit das unbedingte Vertrauen des Kardinals gewann. In den Unruhen der Fronde erwarb er sich durch Treue und Entschlossenheit besondere Verdienste; er begleitete 1651 Mazarin ins Exil. Noch größer wurde sein Einfluß nach dem Tode Mazarins (1661); er verbündete sich mit Colbert zum Sturz Fouquets und ermöglichte durch seine bescheidene, aber sachkundige Tätigkeit Ludwig XIV. die persönliche Führung der Regierung. Die Gunst des dankbaren Königs benutzte er zur Beförderung seiner Söhne, von denen der ältere, François Michel, dem er das Marquisat Louvois kaufte, 1662 sein Gehilfe, der zweite, Charles Maurice, 1668 Koadjutor und 1671 Erzbischof von Reims wurde. 1666 legte er die Verwaltung der Kriegsangelegenheiten zugunsten seines Sohnes nieder, 1677 erhielt er das Staatssiegel. Den Widerruf des Edikts von Nantes riet er aus religiösem Fanatismus an (die Familie L. war in dem Hugenottenkrieg eifrig ligistisch gewesen) und untersiegelte das betreffende Dekret noch kurz vor seinem Tode. Vgl. Caron, Michel L., son administration comme intendant d'armée en Piémont 1640–1643 (Par. 1881).

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 12. Leipzig 1908, S. 453.
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