Le Sueur

[452] Le Sueur (spr. lö ßüör), 1) Eustache, franz. Maler, geb. 19. Nov. 1617 in Paris, gest. daselbst 30. April 1655, war Vouets Schüler und bildete sich daneben nach italienischen Gemälden, die nach Paris kamen. Von 1645–48 entstand sein berühmtestes Werk, die 22 Bilder aus dem Leben des heil. Bruno im Kleinen Kartäuserkloster zu Paris (jetzt im Louvre). 1649 malte er die Predigt des Apostels Paulus in Ephesos für die Kirche Notre-Dame (jetzt im Louvre). Außerdem führte er eine große Zahl von dekorativen Malereien und Altarbildern für die Kirchen St.-Etienne du Mont, St.-Germain l'Auxerrois, St.-Gervais, für das Louvre und für die Hotels vornehmer Herren aus. Das Louvre besitzt außer den erwähnten noch 10 religiöse und 13 mythologische Bilder, die zum Teil aus den oben genannten Kirchen, zum Teil aus dem Cabinet de l'amour im Hôtel Lambert stammen. Seine Werke zeichnen sich durch Reinheit und Keuschheit des Stils, Sorgfalt der Ausführung und gemütvolle Auffassung, weniger durch Energie aus. Vgl. Vitet, Eustache L., sa vie et ses œuvres (Par. 1849).

2) Jean François, franz. Komponist, geb. 15. Febr. 1760 in Drucat-Plessiel bei Abbeville (Somme), gest. 6. Okt. 1837 in Paris, kam bereits 1780 als Unterkapellmeister der Kirche des Innocents nach Paris, wurde 1784 erster Kapellmeister derselben Kirche und 1786 an Notre-Dame. Mit Begeisterung trat L. für eine Reform der Kirchenmusik ein durch Heranziehung reicher instrumentaler Mittel und durch Verstärkung ihres Ausdrucks durch Aufnahme dramatischer Elemente und der Oper und setzte seine Ideen in zwei Schriften auseinander (»Essai de musique sacré ou musique motivée et méthodique«, 1787, und »Exposé d'une musique une imitative et particulière à chaque solennité«. 1787). Der Widerstand, den seine Bestrebungen fanden, veranlaßte ihn, seinen Abschied zu nehmen. Doch erregte er 1793 mit »La caverne« Aufmerksamkeit als Opernkomponist; schon 1794 folgte »Paul et Virginie« und der schon 1788 eingereichte, aber zurückgewiesene »Télémaque«. Als 1795 das Konservatorium eröffnet wurde, erhielt er eine der Inspektorstellen, die er aber infolge eines Konflikts mit Catel verlor. Mit einem Schlage stieg er aber 1804 zu höchstem Ansehen durch die Ernennung zum Hofkapellmeister Napoleons, der die Ausführung seiner zugunsten von Catels »Sémiramis« zurückgewiesenen Oper »Die Barden« (»Ossian«) befahl. Auch die »Restauration« 1814 bestätigte ihn in seiner Stellung, ja er wurde zugleich Hofkapellkomponist und Kompositionsprofessor am Konservatorium (Berlioz ist sein Schüler). Der Schwerpunkt von Le Sueurs Bedeutung liegt nicht in seinen Opern, sondern in seiner Kirchenkomposition (33 Messen, Oratorien, Tedeums, eine Passion, Motetten etc.), von denen aber nur ein Teil im Druck erschien. In seiner Vaterstadt wurde ihm 1852 ein Standbild errichtet. Vgl. Raoul-Rochette, Notice historique sur la vie et les ouvrages de L. (1837) und O. Fouque, J. Fr. L. précurseur de Berlioz (1883).

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 12. Leipzig 1908, S. 452.
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