Lehrform

[343] Lehrform, die äußere Art und Weise, in welcher der Lehrer dem Schüler Kenntnisse und Geschicklichkeiten beizubringen sucht. Er kann dies durch Vorzeigen von Gegenständen oder Abbildungen, durch Vormachen von Tätigkeiten, namentlich aber durch Vortrag oder durch Unterredung geschehen. Man unterscheidet demgemäß wohl deiktische (zeigende), akroamatische (vortragende) u. dialogische oder erotematische (fragende) L. Während die deiktische L. auf der untersten Stufe des Unterrichts (Stufe der Anschauung) vorherrscht, ist die erotematische vorzugsweise für das weitere Schulleben geeignet, indem sie den Schüler zu eigner geistiger Tätigkeit anregt und, richtig gehandhabt, anleitet, neue Erkenntnisse aus gewonnenen Anschauungen zufinden (heuristische L.); die akroamatische L. tritt auf der höchsten Stufe des Unterrichts bereits erwachsener Zöglinge in den Vordergrund. Doch wird auf keiner Stufe eine der genannten Lehrformen ausschließlich zur Geltung kommen oder eine von ihnen ganz übersehen werden dürfen. Schon dem kleinen Kinde muß erzählt, also vorgetragen, und durch Fragen Anleitung zum Nachdenken gegeben werden, und selbst auf der akademischen Stufe macht sich das Bedürfnis der Demonstrationen einer- und der Konversatorien, Disputatorien, Repetitorien etc. anderseits, wenn auch in den einzelnen Wissenschaften verschieden nach Art und Grad, immer wieder geltend. Auf der richtigen Verwendung und Verbindung dieser Lehrformen je nach Beschaffenheit des Lehrgegenstandes und des Zöglings beruht zum großen Teil der Erfolg des Unterrichts; sie ist ein wesentlicher Teil der guten Unterrichtsmethode (s. Methode).

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Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 12. Leipzig 1908, S. 343.
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