Liautung

[502] Liautung (»östlich vom Liau«), der östlich vom Unterlauf des Liauho gelegene Teil der Provinz Schöngking (s. d.) in der südlichen Mandschurei, ausgehend in die Halbinsel von L., die weit gegen die Halbinsel von Schantung vorspringt und von dieser durch die Straße von Tschili getrennt ist. Im O. grenzt L. an Korea, im S. an die Koreabai, im W. an den Golf von L. und das Liautal. Der Gebirgsbau weist große Ähnlichkeit mit dem der Halbinsel Schantung auf. Der Boden besteht zum großen Teil aus Grundgebirge (Gneis, Granit und kristallinen Schiefern), überlagert von paläozoischen Sedimenten und neuzeitlichen Bildungen, die sich auf Schwemmland in den Flußtälern beschränken. Von vulkanischen Gesteinen sind neben alten Porphyren auch junge Basalte vorhanden. Die Bodengestaltung wird durch eine Reihe WSW.-ONO. streichender kristallinischer Gebirgsketten bedingt, die jedoch vielfach durch Querrücken verbunden und durch Wasserläufe aufgelöst sind. Die durchschnittliche Höhe des Berglandes beträgt 900–1000 m. Die Halbinsel L. wird im wesentlichen eingenommen durch das vor dem russisch-japanischen Krieg in russischem Besitz befindlich gewesene Pachtgebiet von Kwantung (s. d.) und von dem nördlich daran schließenden neutralen Gebiete. Die Küstenzone von L. ist ein eintöniges Hügelland von 40–70 (Maximum 180) m Höhe; nur an der Westküste der Halbinsel finden sich größere Erhebungen. An der Bewässerung nehmen außer Nebenflüssen des östlichen Grenzflusses Yalukiang u. Liauho nur kurze Küstenflüsse im Gebiet der Halbinsel L. teil. Da nur die geringen Schwemmlandablagerungen ackerbaufähig sind, so steht die Landwirtschaft im Gebirgsland von L. auf sehr niedrigem Standpunkt und hat sich erst durch Einwanderung der Chinesen etwas gehoben; eine Ausnahme bildet, abgesehen vom Liautal, eine Zone längs der ganzen Küste, wo Mais, Hirse, Bohnen, etwas Mohn und wenig Weizen gebaut werden. die 120–150 m hohen Hügel dienen als Weideland. Von Mineralien sind bekannt Gold, Blei, Eisen, Steinkohlen. Die wichtigen Ortschaften auf der Halbinsel L. sind die Häfen Port Arthur (s. d.) und Talienwan (s. d.), ferner Kintschou (s. d.), Kaiping (s. d. 2), Pilsewo (s. d.) und der Hafen Ta-ku-schan (s. d.); weiter nördlich in L. Liauyang (s. d.) und Mukden (s. d.) im Liautal. – L. wurde im Frieden von Schimpnoseki (8. Mai 1895) an Japan abgetreten, im Vertrag von Peking (8. Nov. 1895) aber wieder herausgegeben. Vgl. die Artikel »China«, S. 54, und »Mandschurei«; v. Richthofen, China. Bd. 2, Kap. 2–4; Krahmer, Rußland in Ostasien (Leipz. 1899); Kotwitsch und Borodowski, Ljaodun und seine Häfen (russ., Petersb. 1899).

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 12. Leipzig 1908, S. 502.
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