Lodoïcēa

[652] Lodoïcēa Labill., Gattung der Palmen, mit der einzigen Art 1,. Sechellarum Labill. (Seekokos, [652] Meereskokos, doppelter Kokos, Salomos Wundernuß, Sechellennuß, maledivische Nuß, s. Tafel »Palmen III«, Fig. 4), die nur auf zwei kleinen Inseln der Sechellen, Praslin und Curieuse, wächst, 25–28 m hoch wird und auf dem geringelten Stamm eine Krone von 3–3,75 m breiten, 6, selbst 9 m langen, fächerförmigen Blättern mit glatten Blattstielen trägt. Die Blüten sind diözisch; die männliche gleicht einer kolossalen rötlichbraunen Raupe und erreicht fast 1 m Länge. Sie ist mit rhombischen Schuppen bedeckt, aus deren Winkeln die Staubgefäße entspringen. Die gigantischen weiblichen Blütenkolben stehen auf armdicken Stielen und tragen später 4–5, bisweilen 11 Nüsse. Die L. wächst äußerst langsam; die keimfähige Nuß entwickelt nach 9 Monaten das erste Blatt, und in gleichen Zeitintervallen bilden sich die weitern Blätter. Erst mit 100 Jahren erreicht die Pflanze ihre volle Entwickelung. Die männlichen Blüten erhalten sich 8–10 Jahre, und die Frucht braucht bis zur vollkommenen Reise 10 Jahre, erreicht aber schon im 4. Jahr ihre volle Größe. Sie ist dann olivengrün, fast stets einsamig, ihr dickes Putamen ist tief zweilappig und besitzt im Grunde der Einlappung in einem Diaphragma das Loch zum Durchschlagen der Keimwurzel. Sie ist die größte Baumfrucht der Welt, häufig 45 cm lang, 1 m im Umfang und wiegt 20–25 kg. Unreif ist sie sehr weich, mit einer halbdurchsichtigen, geleeartigen Substanz von fadem, süßlichem Geschmack erfüllt, aus der sich mit zunehmender Reise der schwarze, knochenharte Kern bildet. Die Pflanze wurde erst 1742 entdeckt, während die Früchte schon lange bekannt waren, da sie häufig an den Küsten der Malediven und Ceylons angeschwemmt wurden. Sie galten als Produkte einer mitten im Weltmeer wachsenden Pflanze, standen in hohem Ansehen und wurden zu fabelhaften Preisen verkauft. Man hielt sie für durchaus giftwidrig und sehr heilkräftig und verarbeitete sie auf kostbare Gefäße. Auf den Sechellen wird das Herz der Blattkrone als Palmkohl gegessen; der Stamm dient zu Wassertrögen, Palisaden etc., die Blätter zum Decken der Häuser, die Blattrippen und Fasern des Blattstiels zu Körben, das Laub zu Hüten, die Nuß zu den verschiedenartigsten Gefäßen; die unreife Nuß bietet eine wohlschmeckende Speise. Der hohe Preis, den die Nüsse noch immer haben, und die Gewohnheit, die Stämme umzuhauen, um die Blätter und die Nüsse zu erhalten, dürften in nicht ferner Zeit das Aussterben der Art herbeiführen. Gegenwärtig wird L. auch in europäischen Palmenhäusern kultiviert.

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 12. Leipzig 1908, S. 652-653.
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