Lorēto [2]

[713] Lorēto, Stadt in der ital. Provinz Ancona, 5 km von der Küste des Adriatischen Meeres auf einer Anhöhe über dem rechten Ufer des Musone, an der Eisenbahn Bologna-Foggia, Bischofssitz und berühmter Wallfahrtsort, hat ein Gymnasium, eine Technische Schule und mit der Vorstadt Monte Reale (1901) 1160 (als Gemeinde 7845) Einw. Auf der Piazza della Madonna erhebt sich einerseits der schöne, 1510–63 nach Bramantes Plänen erbaute apostolische, jetzt königliche Palast, anderseits die 1465–1587 von Majano und Bramante erbaute Kuppelkirche mit Marmorfassade und drei Erztüren (1605–21) mit berühmten Reliefs (von Söhnen und Schülern des Girolamo Lombardo). Auf der Freitreppe befindet sich die sitzende Kolossalstatue Sixtus' V. von Calcagni (1588); im Innern der Kirche steht das hochgefeierte heilige Haus (Santa Casa), das Maria zu Nazareth bewohnte, und das nach der Legende 1295 die Engel hierher trugen. Es ist (1499–1500) durch Sansovino, Lombardo u.a. nach Bramantes Entwurf mit einem Marmorgehäuse umgeben und mit Reliefs, Statuen und Bronzetüren geschmückt; im Innern befindet sich das (angeblich vom Apostel Lukas) aus Zedernholz geschnitzte, mit Gold und Edelsteinen besetzte, schwarze Madonnenbild mit dem Kind und die 1798 von den Franzosen ausgeraubte Schatzkammer, die sich seither wieder mit reichen Weihgeschenken gefüllt hat. Die Zahl der Wallfahrer (ehemals bis 200,000) beträgt auch jetzt noch jährlich 50,000. Sehenswert sind auch die Burgmauern und die Fontana della Buffolereccia. Vgl. Martorelli, Teatro istorico della Santa Casa (Rom 1732–35, 3 Bde.); M. Leopardi, La santa casa (Lugano 1841); Trede, Das heilige Haus in L. (Barmen 1889).

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 12. Leipzig 1908, S. 713.
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