Lourdes

[742] Lourdes (spr. lurd'), Stadt im franz. Depart. Oberpyrenäen, Arrond. Argelès, 386–420 m ü. M., in schöner Gebirgsgegend am rechten Ufer des Gave de Pau, Knotenpunkt der Südbahn, hat ein ehemals festes Schloß (teilweise aus dem 14. Jahrh.), das malerisch auf einem Felsen über der Stadt liegt und jetzt als Gefängnis dient, eine neue Pfarrkirche im romanischen Stil, einen Gerichtshof, eine Ackerbauschule, Marmor- und Schieferbrüche, starken Viehhandel und (1901) 7843 (als Gemeinde 8708) Einw. 1,5 km östlich liegt der neue Stadtteil (Massabielle oder Grotte) mit der berühmten Grotte, in der 1858 die Jungfrau Maria der 14jährigen Bernadette Soubirous (gest. 1879) erschienen sein soll, und die, namentlich seit 1870, den Anziehungspunkt für zahlreiche Wallfahrer bildet (jährlich bis 500,000). Das Wunder wurde 1862 durch den Bischof von Tarbes anerkannt; 1891 wurde von Leo XIII. ein Fest der Erscheinung (11. Febr.) eingeführt. In der Grotte befindet sich eine Marienstatue und die wundertätige Quelle, deren Wasser auch in Flaschen weithin versandt wird. Der neue Stadtteil enthält die Kirchen Notre-Dame (1864 bis 1870 im Stile des 13. Jahrh. erbaut, mit zahlreichen Kunstwerken) und du Rosaire (1884–89 im byzantinischen Stil ausgeführt), außerdem mehrere Kapellen, Klöster, Hotels, Verkaufsläden etc. In der Nähe drei andre Grotten und westlich der See von L. (48 Hektar). – Nach L. benennen sich mehrere religiöse Genossenschaften: Brüder Unsrer Lieben Frau von L. (ursprünglich Brüder der Guten Werke), gegründet 1830, Generalmutterhaus in Oostacker; Schwestern vom dritten Orden des heil. Franziskus von der Kongregation Unsrer Lieben Frau von L., gegründet 1877, Mutterhaus in Rochester (Minnesota); Orden Unsrer Lieben Frau von L., gegründet 1883 für das Erzbistum New Orleans. Vgl. Boissarie, L., histoire médicale (Par. 1891; deutsch, Augsb. 1892); Marès, L. et ses environs (Bordeaux 1894); Bertrin, Histoire critique des événements de L: (im Auftrag des Bischofs von Tarbes zum marianischen Kongreß, 2. Aufl., Par. 1905); Rouby in der »Revue de l'hypnotisme« (1905).

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 12. Leipzig 1908, S. 742.
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