Macpherson

[27] Macpherson (spr. mǟcksörß'n), James, schott. Schriftsteller, geb. 1736 zu Ruthven in der Grafschaft Inverneß, gest. 17. Febr. 1796 auf seinem Landgut Belleville in Schottland, studierte Theologie in Aberdeen und Edinburg, wurde mit dem Dramatiker Home bekannt und gab auf dessen Anregung »Fragments of ancient poetry collected in the Highlands« heraus[27] (1760), die viel Aufsehen erregten (vgl. Ossian). M. behauptete, diese Lieder in den Hochlanden keltisch gehört u. nur ins Englische übersetzt zu haben. Schottischer Nationalstolz ermöglichte ihm dann zwei größere Reisen in die Hochlande, als deren Früchte die Epen »Fingal« (1762) und »Temora« (1763) erschienen. Während diese in ganz Europa bewundert wurden, erwachte in ihrer Heimat sofort der Zweifel an ihrer Echtheit. M. will die Originale eine Zeitlang bei seinen Verlegern in London zu allgemeiner Besichtigung hinterlegt haben. Tatsächlich hatte er Gestalten, Landschaft und Stil wesentlich aus gälischen Gedichten geborgt, die damals in den Hochlanden noch viel zu hören waren (vgl. die Sammlung »Leabhar na Feinne, heroic Gaelic ballads collected in Scotland chiefly from 1512 to 1871« von I. F. Campbell, Lond. 1872), die Geschichten aber mit Zuhilfenahme von Homer, Bibel, Milton u. a. hinzuersonnen. Eigne Verse hat er nicht geschrieben, wandte sich vielmehr der Politik zu, wurde 1764 Sekretär beim Gouverneur von Westflorida, schrieb, nach London zurückgekehrt, für die Konservativen und saß 1780–90 im Parlament. Schließlich kehrte er in seine Heimat zurück, bestimmte sich im Testament selbst ein Denkmal und wurde im Poetenwinkel der Westminsterabtei begraben. Jetzt ging man der Herkunft seiner Ossianepen systematisch nach. Vgl. »Report of the Highland commission« (Edinb. 1807); Talvj, Die Unechtheit der Lieder Ossians (Leipz. 1840); Drechsler, Der Stil des Macphersonschen Ossian (Berl. 1904); Archibald Clerks Ausgabe der »Poems of Ossian« (Lond. 1870, 2 Bde.); Saunders, Life and letters of James M. (das. 1895), und Smart, James M., an episode in literature (das. 1905).

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 13. Leipzig 1908, S. 27-28.
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