Maltechnik

[191] Maltechnik, die praktische Ausübung der Malerei in allen ihren Zweigen von der sogen. Kunstmalerei bis zur gewöhnlichen Anstreicherarbeit, im einzelnen die Kenntnis aller Malmittel, des Malgrundes wie der Farben und ihrer Bindemittel, des Firnisses etc. in bezug auf ihre Anwendbarkeit und ihre Dauerhaftigkeit. Die Notwendigkeit für die Maler, diese Kenntnis zu erwerben, hat sich erst ergeben, seitdem die Maler nicht mehr wie früher ihre Farben selbst zubereiten, sondern die Farben in Fabriken hergestellt und den Malern zum Gebrauch fertig geliefert werden. Diese unleugbar große Erleichterung hat mit der Zeit auch große Schäden im Gefolge gehabt, die in einzelnen Fällen zur völligen Zerstörung wertvoller Gemälde geführt haben. Einerseits hat die unzweckmäßige Verwendung von Teerfarben, anderseits die durch die übergroße Konkurrenz hervorgerufene Fälschung der Farbstoffe diese Schäden verursacht. Während die alten Maler, die sich ihre Farben selbst mischten, außerdem nach bewährten, überlieferten Rezepten arbeiteten, haben sich diese Rezepte in neuerer Zeit verloren, und es ist schließlich dazu gekommen, daß sich fast jeder Maler seine M. nach eignen Experimenten und daraus abgeleiteter Empirie zurechtmachte. Nachdem bereits Pettenkofer auf die Gefahren dieser rohen Empirie hingewiesen, wurde in neuester Zeit der erste Schritt zur Begegnung dieser Gefahren durch die 1886 erfolgte Begründung der »Deutschen Gesellschaft zur Beförderung rationeller Malverfahren« (s. d.) getan, die auch eine Versuchsanstalt und Auskunftsstelle für M. ins Leben rief, die jetzt dem chemisch-technischen Laboratorium an der Technischen Hochschule in München angegliedert ist. Die Versuchsanstalt hat im besondern die Aufgabe, Auskünfte über die im Handel befindlichen Farben, Malmittel und Verfahren zu erteilen, Untersuchungen über die im Handel befindlichen Farben, Malmittel und Malutensilien anzustellen und Versuche mit den bisher üblichen und nen erfundenen Verfahren der M. vorzunehmen und gegebenenfalls Gutachten abzugeben. Zur weitern rationellen Förderung der M. wurde 1895 an der Hochschule für die bildenden Künste in Berlin eine Klasse für Farbentechnik und Technik der Malerei errichtet. Ähnliche Einrichtungen bestehen an der Kunstschule in Weimar, an der Akademie der bildenden Künste in Wien, an der Royal Academy of Arts und der South Kensington School of Arts in London und der Kunstakademie in Petersburg. Für die Malerei im Handwerk hat der Malerbund in Kiel mit der Begründung eines Untersuchungsamts den ersten Schritt getan. Vgl. Pettenkofer, Über Ölfarbe und Konservierung der Gemäldegalerien (Braunschw. 1872, 2. Aufl. 1902); Keim, Über M. (Leipz. 1903); Linke, Die Malerfarben, Mal- und Bindemittel und ihre Verwendung in der M. (Stuttg. 1904); Ostwald, Malerbriefe. Beiträge zur Theorie und Praxis der Malerei (Leipz. 1904); Berger, Die M. des Altertums (Münch. 1904); Munkert, Die Normalfarben. Beitrag zur Technik der Malerei (Stuttg. 1905).

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 13. Leipzig 1908, S. 191.
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