Manrique

[243] Manrique (spr. -rīke), 1) Rodrigo, Graf von Paredes, span. Dichter, geb. 1412, gest. 1476, aus kastilischem Adelsgeschlecht, Anführer in manchem Kampfe gegen die Mauren und einer der Dichter des »Cancionero general«.

2) Gómez, span. Dichter, Bruder des vorigen, geb. um 1413, gest. um 1490, kämpfte gegen die Mauren, nahm teil an den Streitigkeiten der Parteien, die sich während der Regierungen Johanns II. und Heinrichs IV. befehdeten, entschied sich zuletzt aber für Isabella, deren Vermählung mit Ferdinand er begünstigte. Er schrieb viele Gedichte, die in den »Cancionero general« aufgenommen wurden, darunter ein allegorisches Poem auf den Tod des Markgrafen von Santillana, und einen »Regentenspiegel«, den er den katholischen Königen widmete (gedruckt 1482). Die von ihm für den Grafen von Benevente veranstaltete Sammlung seiner Werke wurde neuerdings aufgefunden und herausgegeben von D. Antonio Paz y Mélia als »Cancionero de G. M.« (Madr. 1885, 2 Bde.).

3) Jorge, span. Dichter, Sohn von M. 1) und Neffe des vorigen, lebte längere Zeit am Hofe Johanns II. und fiel, noch jung an Jahren, 27. März 1479 in einem Gefecht gegen Aufständische bei Barcelona. Als Dichter hat er sich, abgesehen von zahlreichen kleinern Poesien, meist schwermütigen Liebesliedern (zum Teil abgedruckt im »Cancionero general«, neue Aufl., Madr. 1880), durch ein größeres, (1476) beim Tode seines Vaters geschriebenes Gedicht einen berühmten Namen gemacht. Es trägt den einfachen Titel: »Coplas de M.«, wird aber auch unter der Anfangszeile »Recuerde el alma dormida« angeführt. Ausgezeichnet durch seltene Tiefe und Wahrheit des Gefühls, schöne, einfache und kraftvolle Sprache, ist es unbedingt das Meisterstück mittelalterlich-spanischer [243] Poesie. Der ersten Separatausgabe von 1492 folgten zahlreiche spätere, zum Teil von moralischen Erläuterungen oder gereimten Glossen oder Nachahmungen begleitet (am besten Madr. 1779 u. 1799 sowie in der »Biblioteca de autores españoles«, Bd. 35; neueste kritische Ausgabe von Foulché-Delbosc, Par. 1905). Eine englische Übersetzung lieferte Longfellow (Boston 1833).

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 13. Leipzig 1908, S. 243-244.
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