Santillana

[591] Santillana (spr. ßantilljāna), Inigo López de Mendoza, Marqués von, span. Gelehrter und Dichter, geb. 19. Aug. 1398 in Carrion de los Condes, gest. 25. März 1458 in Guadalajara, zeichnete sich früh im Kampfe gegen die Aragonier und Navarresen so aus, daß ihm der König die Stadt Junquera verlieh. Seine Teilnahme an den Kriegen gegen die Mauren von Granada 1431 und 1438 erwarb ihm die Markgrafschaft S., sein Anteil an der glücklichen Entscheidung der Schlacht von Olmedo (1445) gegen den König von Navarra den Titel eines Grafen von Real de Manzanares. 1446 eroberte er die Stadt Torrija. An der Verschwörung, die 1453 den Sturz des Günstlings Alvaro de Luna zur Folge hatte, war er beteiligt. Nach Johanns II. Tode (1454) zog sich S. mehr und mehr vom öffentlichen Leben zurück und lebte ganz den Wissenschaften. Er hat vorzüglich dazu beigetragen, die kastilische Kunstpoesie teils nach dem Muster der klassisch-gelehrten italienischen, teils nach der spätern provenzalisch-katalanischen Hofpoesie umzugestalten. Seine ziemlich zahlreichen Gedichte sind teils didaktischer, teils lyrischer Art. Unter den erstern sind die »Proverbios« oder »El centiloquio«, eine Sammlung von 100 Sprichwörtern in achtzeiligen Strophen, und das »Doctrinal de privados« hervorzuheben, unter den lyrischen die volkstümlich anmutigen »Serranillas« und die Sonette als die ältesten in Spanien. Der »Diálogo de Bias contra Fortuna« und die gleichfalls in Dialogform abgefaßte »Comedieta de Ponza«, ein allegorisches Poem in Dantescher Manier, hat dieser Form wegen eine gewisse Bedeutung in der Geschichte des spanischen Dramas. Außer den poetischen Werken ist noch ein Sendschreiben Santillanas an den Connétable Dom Pedro von Portugal vorhanden, eine wichtige Urkunde für die Geschichte der ältern peninsularen Dichtkunst. Santillanas Werke wurden herausgegeben mit Kommentar von Ochoa und vollständiger von Amador de los Rios (Madr. 1852). Sein Leben schrieb außer letzterm noch Quintana.

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 17. Leipzig 1909, S. 591.
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