Marokko [3]

[343] Marokko (Marrakesch el Hamrah, »die Rote« oder »Schöne«), neben Fes die Hauptstadt des gleichnamigen Sultanats unter 31°37' nördl. Br. und 7°36' westl. L., 490 m ü. M., zwischen Palmen- u. Olivenhainen, nördlich vom Hohen Atlas, 7 km vom linken Ufer des Tensift, über den eine 1637 erbaute Brücke führt, wird von einer 6 m hohen. alle 100 m mit Türmen gekrönten, aber vielfach zerfallenen, von sieben kolossalen Toren durchbrochenen Lehmmauer umgeben. Der innere Raum hat zum großen Teil Gärten und Plätze, viele Häuser in Ruinen, enge, schmutzige Straßen; er besteht aus zwei Teilen, zwischen denen der aus einer Unmenge enger Gassen, größerer Plätze, weitläufiger Gärten, Zeltlager, Gebäude und Moscheen bestehende Palast des Sultans liegt, und wird von einer Unzahl kleiner Wasserläufe durchschnitten. Unter den 19 Moscheen ist allein die Kutubia mit sieben Stockwerken und 65 m hohem viereckigen Turm von Bedeutung. Im östlichen Teile liegt das enge, schmutzige Judenviertel (Mellah), ganz durch hohe Mauern abgeschlossen und an den Toren von Soldaten bewacht. Die aus allen Teilen Afrikas stammende Bevölkerung zählt 40–50,000, wenn der Sultan hier residiert 80,000 Seelen, darunter etwa 6000 Juden, die einige Industrie in seidenen Tüchern, Leder- und Posamentierarbeiten, wollenen Geweben und Teppichen und geringen Handel treiben; bedeutend ist die Lederindustrie. Von den ehemals hochberühmten Schulen und Bibliotheken ist kaum eine Spur zu finden. Im Umkreis der Stadt sind schöne Gärten mit reichem Baumwuchs, südwestlich die von hohen Mauern eingeschlossenen Gärten des Sultans mit zahlreichen villenartigen Gebäuden, Moscheen etc., und einem 170 m im Quadrat messenden alten Wasserreservoir, nordwestlich das Viertel der zahlreichen Aussätzigen (Hârrah). – M., vielleicht 1062 von Jusuf ibn Taschsin erbaut (nach andern stammt es aus dem 14. Jahrh.), wuchs sehr schnell, verfiel aber später und ist jetzt nur ein Schatten seiner ehemaligen Grösse.

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 13. Leipzig 1908, S. 343.
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