Marot

[344] Marot (spr. -ro), Clément, franz. Dichter, geb. in Cahors 1497, gest. 1544 in Turin, Sohn des Dichters Jean M., kam früh nach Paris, wurde Page der Margarete von Valois, mit der er ein vertrautes Verhältnis unterhalten haben soll; dann im Dienste Franz' 1., wurde er mit ihm bei Pavia gefangen genommen. Bald wieder in Freiheit gesetzt, wurde er nach seiner Rückkehr nach Frankreich wegen Hinneigung zum Protestantismus wieder ins Gefängnis (Le Châtelet, dann in Chartres) geworfen, aus dem ihn die Begnadigung des Königs Franz 1526 erlöste. Dieser übertrug ihm die Stelle seines 1526 verstorbenen Vaters als königlichem Kammerdiener. Einige Jahre später neuen Verfolgungen ausgesetzt, begab sich M. nach Ferrara zur Herzogin Renata, von dort nach Venedig, bis man ihm 1536 die Heimkehr gestattete; eine erneute Verfolgung 1538 führte ihn nach Béarn zu Margarete; zuletzt, als seine Psalmenübersetzung von der Sorbonne für ketzerisch erklärt wurde, floh er nach Genf und von da nach Turin. M. hat den »Roman de la Rose« (1527) und Villons Werke (1532) herausgegeben. Mit Recht gerühmt wird seine Satire »L'Enfer« gegen das Châtelet; dagegen sind seine 50 Psalmen (1543 mit Vorrede Calvins gedruckt),[344] die, von Goudimel (s. d.) in Musik gesetzt, fast sämtlich in die Gesangbücher der Calvinisten übergingen, schwerfällig und kraftlos. Sein Hauptruhm beruht auf den Chansons, Rondeaux, Balladen, Sonetten und besonders auf den Epigrammen, die sich durch Leichtigkeit, Witz und geistreiche Tändelei auszeichnen. Marots Stil mit seiner archaischen Färbung bildet als »Style marotique« ein besonderes Genre und fand in den leichtern Dichtungsgattungen vielfache Nachahmung (z. B. von Lafontaine). Seine Werke erschienen 1538 (Lyon u. Par.); neuere Ausgaben besorgten Auguis (Par. 1823, 5 Bde.), Lacroix (das. 1842, 3 Bde.), d'Héricault (1867), Jannet (1874, 3 Bde.), Guiffrey (bisher Bd. 2 u. 3,1876–81), Saint-Marc (1879) und Pisteau (1884). – Auch Marots Sohn Michel M., der 1534 Page der Königin Margarete ward, machte sich als Dichter bekannt. Vgl. Colletet (gest. 1659), Notices biographiques sur les trois M. (hrsg. von Guiffrey, Par. 1871); Vitet, Clément M. (das. 1868); H. Morley, Clément M. (Lond. 1870, 2 Bde.); Douen, Clément M. et le psautier huguenot (Par. 1879, 2 Bde.); Expert, Le pseautier huguenot (das. 1902).

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 13. Leipzig 1908, S. 344-345.
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