Munch

[244] Munch (spr. munk), 1) Peter Andreas, norweg. Historiker, geb. 15. Dez. 1810 in Christiania, gest. 25. Mai 1863 in Rom auf einer Studienreise, wirkte seit 1841 in Christiania als Universitätsprofessor der Geschichte. Von seinen wertvollen Beiträgen zur nordischen Geschichte und Altertumskunde ist vor allem sein bis 1397 reichendes Hauptwerk »Det norske Folks Historie« (Christ. 1852–63, 8 Bde.) zu nennen, wovon die vier ersten Hauptabschnitte auch deutsch (von Claussen, Lüb. 1853–54, 2 Bde.) erschienen. Ferner seien seine vortrefflichen Ausgaben altnordischer Texte, die drei ersten Bände von »Norges gamle Love indtil 1387« (mit J. R. Keyser, 1846–49) und folgende Schriften erwähnt: »Nordens gamle Gude-och Heltesagn« (1840); »Det gothiske Sprogs Formläre« (1848); »Om Skandinavismen« (1849); »Historisk-geografisk Beskrivelse over Kongeriget Norge i Middelalderen« (Moß 1849); »Om den saakaldte nyere historiske Skole i Norge« (Christ. 1853). Seine »Samlede Afhandlinger« (1872–76, 4 Bde.; 2. Aufl. 1894) wurden von G. Storm auf Staatskosten herausgegeben.

2) Andreas, Vetter des vorigen, geb. 19. Okt. 1811 in Christiania, gest. 27. Juni 1884 in Vedbaek bei Kopenhagen, trat als Dichter zuerst auf mit der Sammlung »Ephemere« (1836) und dem Aufsehen erregenden Drama »König Sverres Jugend«. Seine folgenden Gedichte und Erzählungen: »Gedichte, alte[244] und neue« (1848), »Neue Gedichte«, mit dem reizenden Romanzenzyklus »Brautfahrt der Königstochter« (1850; deutsch von v. Arentschild, Hannov. 1866; von Jonas, Bresl. 1882), »Gedichte und Erzählungen« (1855), »Neueste Gedichte« (1861) und vor allen »Leid und Trost«, in denen er seine junge Gattin beweint (1852, 7. Aufl. 1891; deutsch, Berl. 1860), gewannen ihm eine Popularität, die den Storthing zu einem Ehrensolde (der ersten norwegischen »Dichtergage«) veranlaßte. Auch seine »Reiseerinnerungen« (1865) und die Eindrücke aus Italien, »Bilder vom Norden und Süden« (1849), sowie die Dramen »Salomon de Caus« (1854; deutsch, Braunschweig 1857), »Lord William Russell« (1857, 3. Aufl. 1888; deutsch von Burt, 2. Aufl., Leipz. 1860) befestigten nur sein Ansehen als der ersten literarischen Größe Norwegens. Geringern Erfolg hatte er mit dem Drama »Herzog Skule« (1864), in dem er dasselbe Thema behandelte wie der junge Ibsen in den »Thronprätendenten«. Zwar erzielte er wieder neuen Beifall mit den Dichtungen »Bild Jesu. Nach einer römischen Legende« (1865, 7. Aufl. 1893; deutsch, Leipz. 1888) und »Spätsommer« (1867), aber die Zeit des erwachenden Realismus zeigte im allgemeinen wenig Sinn für seine spätern Schöpfungen, wie die Dramen »Mutter und Sohn« (1871), »Der Gefangene auf Munkholm« (1875), die historische Dichtung »Papst und Reformator« (1880; deutsch von Jonas, Berl. 1892) u.a. M. repräsentiert in Norwegen mit seinem Hang zum Mystizismus und seiner Gefühlsschwelgerei die Spätromantik; sein persönlicher Ton ist geschmackvoll, sein und liebenswürdig, seine Poesie schmelzend sangbar. Seine »Gesammelten Schriften« wurden herausgegeben von M. J. Monrad und H. Lassen (Kopenh. 1887–90, 5 Bde.). Einen Teil seiner Lebensgeschichte veröffentlichte er selbst u. d. T.: »Kindheits- und Jugenderinnerungen« (Christ. 1874).

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 14. Leipzig 1908, S. 244-245.
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