Neolamarckismus

[511] Neolamarckismus, eine Richtung der Deszendenzlehre, die, unter Wiederaufnahme der ältern Lamarckschen Anschauung, in der direkten Anpassung der Organismen an äußere Bedingungen, den Wirkungen des gesteigerten Gebrauchs oder Nichtgebrauchs (funktionelle Anpassung) und den durch diese bewirkten Veränderungen, deren Erblichkeit sie (im Gegensatz zur Weismannschen Theorie, s. Neodarwinismus) annimmt, die Hauptfaktoren der Artbildung sieht, neben denen der natürlichen Zuchtwahl eine mehr untergeordnete Rolle zugeschrieben wird. Zunächst in England (durch Spencer) und in Amerika (namentlich durch Cope) vertreten, hat der N. neuerdings auch in Deutschland, namentlich unter den Botanikern und Paläontologen, mehr und mehr Anhänger gefunden. Vgl. Cope, The origin of the fittest (Lond. 1875) und Primary factors in organic evolution (Chicago 1896); H. Spencer, Principles of biology, Bd. 1 (Lond. 1898); R. v. Wettstein, Der N. (Jena 1903).

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 14. Leipzig 1908, S. 511.
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