Nestor [3]

[534] Nestor, russ. Mönch im Höhlenkloster zu Kiew, schrieb vor 1091 die wertvolle Biographie der Fürsten Boris und Gleb sowie die des Abtes Theodosius seines Klosters. Irrtümlich wird ihm die älteste in slawischer Sprache verfaßte Nestorsche Chronik zugeschrieben, die ein unbekannter Mönch, der, aus Kiew gebürtig, nach 1065 ins Höhlenkloster trat, schrieb; wahrscheinlich war es der Abt Silvester. Der Chronist behandelt die Zeit von 850–1110, die letzten 40 Jahre als Zeitgenosse; Legenden und Lieder der Volkstradition, Inschriften und Aufzeichnungen dienten ihm als Material für die frühere Zeit. In sehr vielen voneinander verschiedenen Handschriften erhalten, ist die Chronik wertvoll. Die erste Ausgabe wurde 1767 in Petersburg von der Archäologischen Gesellschaft auf Grund von 53 Handschriften veranstaltet. Eine neue Ausgabe nach der ältesten Handschrift von 1377, des Codex Laurentianus (in Faksimile hrsg. Petersb. 1872), lieferte Miklosich (Wien 1860). Die Chronik ist in einem Übergangsdialekt von der altslawischen zur altrussischen Sprache geschrieben. Vgl. Schlözer, Russische Annalen (Götting. 1802–09, 5 Bde.; Übersetzung); »Monumenta Poloniae historica« (hrsg. von Bielowski, Lemb. 1864); Bestushew-Rjumin, Quellen und Literatur zur russischen Geschichte (deutsch von Schiemann, Mitau 1876); Kljutschewskij, Kursus der russischen Geschichte, Teil 1 (russ., Moskau 1904).

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 14. Leipzig 1908, S. 534.
Lizenz:
Faksimiles:
Kategorien: