Nikotīn

[698] Nikotīn C10H14N2, Alkaloid, findet sich in Blättern und Samen des Tabaks und in den Blättern des Hanfs an Zitronen- und Äpfelsäure gebunden. Der Gehalt in den Tabaksblättern schwankt von 0,6–8 Proz., Pfeifentabak enthält 0,518–0,854 Proz., Zigarren 0,801–2,887 Proz. Im allgemeinen enthalten die seinen Tabakssorten weniger N. als die ordinären. Zur Darstellung benutzt man das wässerige Tabakextrakt, mit dem der Kautabak imprägniert wird. Das erhaltene N. wird zuletzt im Wasserstoffstrom destilliert. Es bildet ein farbloses Öl vom spez. Gew. 1,011, riecht unangenehm betäubend, nicht nach Tabak, in verdünntem Zustand ätherartig, schmeckt scharf und brennend, mischt sich mit Wasser, Alkohol und Äther, erstarrt nicht bei -10°, siedet bei 246,7° unter teilweiser Zersetzung, verflüchtigt sich aber leicht bei gewöhnlicher Temperatur und ist im Wasserstoffstrom bei 150–200° unzersetzt destillierbar. Es reagiert alkalisch und bildet mit Säuren leicht lösliche, sehr scharf schmeckende, schwer kristallisierbare Salze. N. ist Pyridyltetrahydromethylpyrrol. Es ist höchst giftig und wirkt etwa 16mal stärker als das ähnliche Coniin. Doch ist allmähliche Gewöhnung an das Gift bis zu einem gewissen Grade möglich. Es wirkt erregend auf die Sekretionen und die Darmmuskulatur, erregend und dann lähmend auf die Hemmungsvorrichtungen des Herzens sowie reizend (Krämpfe) und dann lähmend auf das Zentralnervensystem. Bei den leichten Folgen des ersten Rauchens (Erbrechen, Kollapssymptome) gibt man Kaffee, bei ernsten Vergiftungen werden Magenpumpe, künstliche Atmung und Reizmittel angewendet. N. wurde 1828 von Posselt und Reimann entdeckt.

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 14. Leipzig 1908, S. 698.
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