Petronĭus Arbĭter

[669] Petronĭus Arbĭter, Verfasser eines lateinischen Romans, wahrscheinlich der Gajus P., der sich seiner Lasterhaftigkeit und seines Geschmacks wegen der höchsten Gunst des Nero erfreute und an seinem Hofe die Rolle eines arbiter elegantiae (Maître de Plaisir) spielte, bis er, durch seinen Nebenbuhler Tigellinus verleumdet und zum Tode verurteilt, sich durch Öffnen der Adern das Leben nahm, 66 n. Chr. Von dem ursprünglich aus etwa 20 Büchern bestehenden, »Satirae« betitelten Roman, der unter Tiberius oder Nero spielt, und dessen Held Encolpius seine und seiner Gefährten Reiseabenteuer selbst erzählt, besitzen wir nur auf Süditalien bezügliche Bruchstücke, das größte die berühmte »Cena Trimalchionis«. Obwohl von Obszönitäten wimmelnd, ist das mit Geist und Humor geschriebene Werk bewunderungswürdig durch Treue der Schilderung von Sitten und Menschen und meisterhafte Abtönung der Sprache, die uns z. B. den Jargon der halbgebildeten Parvenus einer italischen Provinzialstadt mit genialer Karikatur vorführt. Sehr merkwürdig sind auch die an vielen Stellen eingelegten poetischen Stücke, zum Teil literarische Parodien, sowie die in die Erzählung eingeflochtenen Novellen. Kritische Ausgabe von Bücheler (Berl. 1862; Textausgabe, 4. Aufl., das. 1904), Lowe (Cambridge 1905, mit englischer Übersetzung). Übersetzungen von W. Heinse (Rom 1773 u. ö.; auch in Reclams Universal-Bibliothek) und von einem Anonymus (Stuttg. 1874); des »Gastmahls« besonders von Merkens (Jena 1876), Friedländer (mit Text, Leipz. 1891). Lexikon von Segebade und Lommatzsch (Leipz. 1898). Vgl. Studer, Über das Zeitalter des P. (im »Rheinischen Museum«, 1843); Collignon, Étude sur Pétrone (Par. 1892), Pétrone an moyen-âge et dans la littérature française (das. 1893) und Pétrone en France (1904); Heinze, Petron und der griechische Roman (in »Hermes«, 1899), Thomas, L'envers de la société romaine d'après Pétrone (2. Aufl., das. 1902).

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 15. Leipzig 1908, S. 669.
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