Pirol

[904] Pirol (Oriolus L.), Gattung der Sperlingsvögel aus der Familie der Pirole (Oriolidae), Vögel mit kräftigem, fast kegelförmigem, mit der Spitze wenig überragendem Ober- und beinahe gleich starkem Unterschnabel, langen, ziemlich spitzigen Flügeln, mittellangem, gerade abgeschnittenem Schwanz und kurzläufigen Füßen. Der P. (Kirschvogel, Goldamsel, Golddrossel, Pfingstvogel, Schulz von Bülow, Bieresel, Bierhahn, Berolft, Weihrauch, Gottesvogel, Wiedewal, O. oriolus L., O. galbula Naum., s. Tafel »Sperlingsvögel II«, Fig. 1) ist 25 cm lang, 45 cm breit, hochgelb, mit schwarzen Zügeln, Flügeln und Schwanz, einem gelben Fleck an den Wurzeln der Schwungfedern und den Spitzen der Steuerfedern. Die Weibchen und die Jungen sind oben zeisiggrün, unten weißlich und schwarz gestrichelt. Der P. bewohnt fast ganz Europa, mit Ausnahme des höchsten Nordens, und Südwestasien, geht im Winter bis Madagaskar, seltener nach dem westlichen Indien, weilt bei uns von Anfang Mai bis August, bewohnt besonders Laubwälder der Ebene und erscheint auch in den Gärten. Er ist scheu, wild und unstet, mutig und zänkisch; fast immer hält er sich in den dichtest belaubten Bäumen auf und läßt seine laute, wohlklingende Stimme, an der die wunderlichsten Deutungen sich versucht haben, fleißig erschallen. Er brütet Ende Mai und im Juni. Das Nest hängt meist hoch in der Gabel eines schlanken Astes und enthält 4–5 rötlichweiße, aschgrau und rötlich schwarzbraun gefleckte Eier (s. Tafel »Eier I«, Fig. 58), die Männchen und Weibchen in 14–15 Tagen ausbrüten. Der P. nährt sich von Raupen, Schmetterlingen, Würmern, Kirschen, Beeren etc. und hält in der Gefangenschaft nur bei sehr guter Pflege aus.

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 15. Leipzig 1908, S. 904.
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