Pol, Wincenty

[69] Pol, Wincenty, poln. Dichter, geb. 20. April 1807 in Lublin, gest. 2. Dez. 1872 in Krakau, studierte in Tarnopol und Lemberg Philosophie, wurde 1830 Professor der deutschen Sprache und Literatur an der Universität Wilna, nahm an dem Freiheitskrieg von 1830 teil, ging ins Ausland, ließ sich dann in Galizien nieder und erhielt 1849 die Professur der Geographie an der Krakauer Universität. 1853 derselben enthoben, siedelte er nach Lemberg über, wo er Vorträge über polnische Literatur hielt, die 1866 im Druck erschienen. Die letzten Jahre verlebte er erblindet in Krakau. Als Dichter machte sich P. zuerst bekannt durch die in Dresden entstandenen patriotischen »Lieder der Janusz« (Par. 1833). Die größte Popularität erwarb er sich aber durch sein »Lied von unserm Land« (Pos. 1843; deutsch von Curtzmann, das. 1870), worin die verschiedenen polnischen Landschaften und die Charaktereigenschaften ihrer Bewohner besungen werden. Später folgten die formvollendeten »Bilder aus dem Leben und von der Reise« (Bresl. 1846), vielleicht das Beste, was P. geschrieben. Unter seinen zahlreichen poetischen Erzählungen verdient »Mohort« (Krakau 1855) Hervorhebung; sein letztes Werk war »Der Starost von Kisla« (Pos. 1873), ein Jagdgedicht, worin mit großer Kunst die Geschicke eines Jagdhundes mit denen seines Herrn verwebt sind. Alle Dichtungen Pols bekunden wahres poetisches Talent mit schwermütigem Grundton; seine Diktion ist im ganzen schön, wenn auch zuweilen geziert; seine Leichtigkeit im Dichten artet aber manchmal in ordnungslose Improvisation aus. Eine Gesamtausgabe seiner Werke erschien in 10 Bänden (Lemb. 1875–78). Seine Biographie schrieben Siemienski (Krakau 1873) und Mann (das. 1904).

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 16. Leipzig 1908, S. 69.
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