Priestley

[343] Priestley (spr. prīstli), Joseph, Theolog, Philosoph, Chemiker und Physiker, geb. 13. März 1733 in Fieldhead bei Leeds, gest. 6. Febr. 1804 auf seinem Landgute bei Philadelphia, studierte Theologie, ward 1755 Prediger der Independenten zu Needham-Market in Suffolkshire, 1758 Pastor zu Namptwitch in Cheshire, 1761 Lehrer der schönen Wissenschaften an der Akademie in Warrington, 1768 Pastor einer Dissentergemeinde in Leeds, 1770 Bibliothekar des Lords Shelburn in Paris, 1780 Pastor einer Dissentergemeinde in Birmingham und später einer solchen in Hackney. Durch seine theologischen Schriften, in denen er die Kirche für eine Feindin der Wahrheit erklärte, die Lehre von der Notwendigkeit verteidigte etc., geriet er mit den Theologen in erbitterten Streit, der ihn veranlaßte, 1794 nach Northumberland in Pennsylvanien zu gehen, wo er mehrere unitarische Gemeinden gründete. P. entdeckte 1774 den Sauerstoff, ferner Chlorwasserstoff, Ammoniak, Schweflige Säure, Stickstoffoxydul, Kohlenoxyd etc. und lieferte mehrere sehr wichtige Arbeiten, die Lavoisier zum Aufbau seines Systems benutzte. Er schrieb: »History and present state of electricity« (Lond. 1767; deutsch, Berl. 1772), die »History and present state of discoveries relating to vision, light and colours« (1772; deutsch, Leipz. 1775, 2 Bde.), die »Observations on different kinds of air« (1774–77, 3 Bde.; 2. Aufl. 1781–1786, 6 Bde.; deutsch, Wien 1778–80 u. Leipz. 1778 bis 1781, 3 Bde.) u. a. Von seinen theologischen Schriften sind hervorzuheben: »Examination of the doctrine of common sense« (1775); »Disquisition of matter and spirit« (1777, 2. Aufl. 1782); »The doctrine of philosophical necessity« (1777); »History of the corruptions of christianity« (1782, 2. Aufl. 1793; deutsch, Berl. 1785, 2 Bde.); »History of the early opinions concerning Jesus Christ« (1786, 4 Bde.); »History of the Christian church«[343] (1803, 4 Bde.); »Institutes of natural and revealed religion« (1772–78, 3 Bde.). Seine »Theological and miscellaneous works« gaben Rutt und Hackney heraus (1817–32, 25 Bde.); sie enthalten auch seine Autobiographie (1795), die, nach Priestleys Tode von seinem Sohn Joseph P. neu herausgegeben, fortgeführt als »Memoirs« erschien (Lond. 1806–07, 2 Bde.; Neudruck in 1 Bd. 1904). Seine übrigen zahlreichen Schriften umfassen auch die Gebiete der Pädagogik, Rhetorik, Geschichte, Naturphilosophie und Politik. 1874 wurde ihm in Birmingham eine Marmorstatue errichtet. Vgl. seine Biographie von Corry (Birmingh. 1805), Fonvielle (Par. 1875), Thorpe (Lond. 1906); Martineau, Essays, etc., Bd. 1 (das. 1890).

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 16. Leipzig 1908, S. 343-344.
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