Reinkens

[762] Reinkens, Joseph Hubert, kath. Theolog und Bischof, geb. 1. März 1821 in Burtscheid bei Aachen, gest. 5. Jan. 1896 in Bonn, war eine Zeitlang Fabrikarbeiter in Aachen, ehe er seine Gymnasialstudien antreten konnte, um sich hierauf in Bonn dem Studium der Theologie und Philosophie zu widmen. 1850 habilitierte er sich in Breslau und wurde 1853 außerordentlicher, 1857 ordentlicher Professor. Mit Döllinger und andern Gesinnungsgenossen entwarf R. 26. und 27. Aug. 1870 die Nürnberger Erklärung gegen das vatikanische Konzil und widmete sich seitdem ganz der Sache der Altkatholiken (s. Altkatholizismus), die ihn im Juni 1873 zu ihrem Bischof ernannten. Als solcher leitete er, nachdem er seinen Wohnsitz in Bonn genommen hatte, die seither abgehaltenen Synoden. 1897 wurde ihm in Bonn ein Denkmal errichtet. Er schrieb unter anderm: »Hilarius von Poitiers« (Schaffh. 1864); »Martin von Tours« (Bresl. 1866); »Die Geschichtsphilosophie des heil. Augustinus« (Schaffh. 1866); »Aristoteles über Kunst, besonders über Tragödie« (Wien 1870); »Die päpstlichen Dekrete vom 18. Juli 1870« (Münst. 1871, 6 Tle.); »Revolution und Kirche« (Bonn 1876); »Über Einheit der katholischen Kirche« (Würzb. 1877); »Lessing über Toleranz« (Leipz. 1883), sowie die biographischen Schriften: »Luise Hensel und ihre Lieder« (Bonn 1877), »Amalie von Lasaulx« (das. 1878) und »Melchior von Diepenbrock« (Leipz. 1881), ferner »Warum ist das in der römischen Kirche jetzt geltende ultramontane System nicht katholisch?« (Bonn 1893). Seine »Hirtenbriefe« gab die Synodalrepräsentanz (Bonn 1897), eine »Sammlung religiöser Reden« Schirmer (Gotha 1902) heraus. Vgl. Beyschlag, Bischof R. und der deutsche Altkatholizismus (Berl. 1896); J. M. Reinkens (Neffe), Joseph Hubert R. Ein Lebensbild (Gotha 1906).

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 16. Leipzig 1908, S. 762.
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