Rhodes

[882] Rhodes (spr. rödj), Cecil, engl. Kolonialpolitiker, geb. 5. Juli 1853 als Sohn eines Geistlichen in Hertfordshire,[882] gest. 26. März 1902 auf seiner Besitzung Groote Schnur bei Kapstadt, wanderte aus Gesundheitsrücksichten in früher Jugend nach Natal aus und beteiligte sich an verschiedenen Diamantminen in Kimberley. Hier erwarb er ein großes Vermögen, worauf er die Universität Oxford bezog, die er nach mehrjährigem Besuch verließ, um in die Kapkolonie zurückzukehren. Er wurde dort 1881 in das Parlament gewählt und zum Residenten im Betschuanenland ernannt, dessen Erwerb durch die Buren zu verhindern er wesentlich beitrug. Ebenso wirkte er für die Erwerbung des Matabele- und Maschonalandes, die 1888 für britisches Gebiet erklärt und deren Verwaltung 1889 der unter Mitwirkung von R. gegründeten und von ihm geleiteten Britisch-Südafrikanischen Gesellschaft (auch Chartered Company genannt) überlassen wurden. Nachdem 1893 ein Aufstand Lobengulas niedergeschlagen war, erhielt das Gebiet der Kompanie 1895 nach R. den Namen Rhodesia (s. d.). 1890 wurde R. zum Premierminister der Kapkolonie ernannt; 1895 wurde er Mitglied des Britischen Geheimen Rats. Das Ziel seiner Politik war die Vereinigung Südafrikas zu einem Bundesstaat unter britischer Oberherrschaft. Ende 1895 setzte er den von Jameson (s. d. 2) geleiteten Einfall in Transvaal ins Werk, angeblich um den bedrückten Uitlanders in Johannesburg zu Hilfe zu kommen. Nach dessen Scheitern leugnete er jeden Anteil, verantwortete sich in England bei der dortigen Regierung und durfte unbehelligt nach Afrika zurückkehren. Da aber inzwischen von der Regierung der Südafrikanischen Republik seine Schuld nachgewiesen wurde, nahm er 1896 seine Entlassung als Premierminister und als Mitglied des Vorstandes der Chartered Company und begab sich nach Rhodesia, wo er einen neuen Aufstand der Matabele unterdrücken half. Später trat er wieder in die Direktion der Kompanie ein und wurde 1899 auch wieder in das Kapparlament gewählt. Beim Ausbruch des Burenkrieges ging er 1899 nach Kimberley und nahm mit einem von ihm ausgerüsteten Korps von 400 Mann an der Verteidigung der Stadt teil. In seinem Testament vermachte er große Summen zu gemeinnützigen Zwecken und stiftete insbes. zahlreiche Stipendien zum Besuch der Universität Oxford, von denen fünf zur Verfügung des deutschen Kaisers gestellt wurden. Vgl. »Cecil R., a biography and appreciation by Imperialist« (Lond. 1897); »Cecil R., his political life and speeches, by Vindex« (das. 1900); Hensman, Cecil R. (das. 1902).

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 16. Leipzig 1908, S. 882-883.
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