Sottie

[625] Sottie (franz. sotie), Schauspielgattung, die gewöhnlich nichts als eine größern Aufführungen vorausgeschickte Parade ohne Handlung ist. Sie hat ihren Namen von den darin auftretenden sots, d. h. Narren, die ziemlich genau den Clowns unsrer Zirkusse entsprechen, ähnliches Kostüm trugen und wie diese ihre Witze durch Sprünge (daher das häufige Wortspiel mit sot, »Clown«, und saut, »Sprung«), Kunststücke und Kraftproben unterbrechen. Während die alte Bühne sonst durchaus Liebhabertheater war, wurde die Rolle des sot einem berufsmäßigen Schauspieler übertragen. Erhalten sind über zwei Dutzend solcher Stücke, von denen die meisten nach 1500, keins vor 1450 abgefaßt ist. Sie wurden verzeichnet von Picot in der »Romania« (Bd. 7), der sie jetzt in einer Ausgabe sammelt (Bd. 1: Par. 1892, Bd. 2: 1904). Aus der französischen S. leitet sich die holländische sotternie, die englische sotelty ab. In Deutschland verschmolzen sie mit den Fastnachtspielen, aus denen sie auch in Frankreich wahrscheinlich hervorgegangen sind. Vgl. Enfants sans souci und Gringore.

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 18. Leipzig 1909, S. 625.
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