Gringore

[345] Gringore (spr. gränggōr', später nannte er sich Gringoire), Pierre, franz. Dichter, geb. um 1475 in Caen, gest. 1538 oder 1539, machte einen Feldzug nach Italien mit und schrieb als Mitglied der Enfants sans souci für die Bazoche du Châtelet von 1502 bis 1517 vier Moralitäten. Die interessanteste uno wichtigste ist die zur Fastnacht 1512 in den Hallen von Paris ausgeführte »Jeu et sotie du Prince des Sotz«, die gegen den Papst Julius II. gerichtet war, und an der Ludwig XII. mitgearbeitet haben soll. An demselben Tage gab er die »Moralité de l'Homme obstiné« (der Papst) und die zotige »Farce de dire et de faire«. Hier zeigten sich seine lebhafte, witzige Natur, sein trockner Humor und seine Formgewandtheit aufs glänzendste. Nach Ludwigs Tod wurde G., der sich 1518 in Paris mit Katharina Roger verheiratet hatte, Wappenherold des Herzogs von Lothringen und nannte sich Vauldemont. G. ist die Hauptfigur in Hugos »Notre-Dame de Paris« und in einem Lustspiel Banvilles (1866). Seine Werke werden von d'Héricault und de Montaiglon (nur Bd. 1 u. 2, Par. 1858 u. 1877) herausgegeben. Vgl. Picot, Pierre [345] G. et les comédiens italiens sous François I (Par. 1878); Badel, Pierre G. (Nancy 1893).

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 8. Leipzig 1907, S. 345-346.
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