Stoffel

[53] Stoffel, Eugène Georges Henri Céleste, Baron von, franz. Offizier, geb. 1. März 1823 zu Arbon im Thurgau, gest. 4. April 1907 in Paris, trat in die französische Artillerie, schrieb 1856 ein »Militärisches Wörterbuch« und wurde von Napoleon III. 1866 als Oberstleutnant und Militärattaché bei der kaiserlichen Botschaft nach Berlin geschickt. Von hier erstattete er 1866 bis Juli 1870 eingehende, sehr sachkundige Berichte über das deutsche Heerwesen (»Rapport militaire écrit de Berlin«, Par. 1871; deutsch, Berl. 1872), die den Kaiser vom Kriege gegen Deutschland hätten abhalten müssen, wären sie gebührend gewürdigt worden. Im Kriege 1870/71 war S. zuerst in der Operationskanzlei des Kaisers, entkam nach der Kapitulation von Sedan, befehligte beim Ausfall von Paris 30. Nov. bis 2. Dez. 1870, dann auf dem Mont Avron mit Auszeichnung die Artillerie, ward aber, weil er Thiers' Armeereorganisation opponierte und eifriger Bonapartist war, nicht befördert und nahm 1872 seinen Abschied; ja er wurde wegen Beleidigung des Berichterstatters im Prozeß Bazaine, des Generals Rivière, 1873 zu drei Monaten Gefängnis verurteilt. Er setzte die Geschichte Cäsars von Napoleon III. fort (»Histoire de Jules César: Guerre civile«, Par. 1887, 2 Bde.; »Guerre de César et d'Arioviste«, das. 1891) und schrieb noch »De la possibilité d'une future alliance franco-allemande« (das. 1890).

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 19. Leipzig 1909, S. 53.
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