Stratz

[108] Stratz, 1) Carl Heinrich, Anthropolog, geb. 14. Juni 1858 in Odessa (Rußland), studierte Medizin in Heidelberg, war 1883–86 Assistenzarzt an der königlichen Universitätsfrauenklinik in Berlin und wurde dann Frauenarzt in Frankfurt a. M. 1887–1892 wirkte er in niederländischem Dienst als erster moderner Operateur auf Java. Nach wiederholten Studienreisen in Indien, China, Japan, Amerika und Europa (1891–96) ließ er sich als Frauenarzt im Haag (Niederlande) nieder. Außer zahlreichen kleinern und größern Abhandlungen gynäkologischen und anthropologischen Inhalts und dem gemeinschaftlich mit Schröder, Hofmeier und Ruge herausgegebenen Werk »Der schwangere und kreißende Uterus« (Bonn 1886) schrieb er: »Allgemeine gynäkologische und geburtshilfliche Diagnostik« (Berl. 1887); »Gynäkologische Anatomie« (das. 1892–94, 2 Tle.); »Die Frauen auf Java« (Stuttg. 1897); »Die Schönheit des weiblichen Körpers« (das. 1898, 18. Aufl. 1906); »Der geschlechtsreife Säugetiereierstock« (Preisschrift, Haag 1898); »Die Frauenkleidung« (Stuttg. 1900, 3. Aufl. 1904); »Die Rassenschönheit des Weibes« (das. 1901, 6. Aufl. 1907); »Die Körperformen in Kunst und Leben der Japaner« (das. 1902, 2. Aufl. 1904); »Der Körper des Kindes« (das. 1903, 2. Aufl. 1904); »Naturgeschichte des Menschen. Grundriß der somatischen Anthropologie« (das. 1904).

2) Rudolf, Schriftsteller, Bruder des vorigen, geb. 6. Dez. 1864 in Heidelberg, studierte in Leipzig, Berlin und Göttingen hauptsächlich Geschichte, wurde 1885 in Darmstadt Offizier, gab aber nach zwei Jahren die militärische Laufbahn wieder auf, um sich nach mehreren größern Reisen 1890 in Berlin der Schriftstellerei zu widmen; jetzt lebt er in Lambelhof bei Bernau (Oberbayern). 1891–93 war er Theaterkritiker der »Kreuzzeitung« und trat dann ohne sonderlichen Erfolg als Dramatiker auf, zunächst mit dem stark bestrittenen Lustspiel »Der blaue Brief« (Berl. 1891), dem das Schauspiel »Drohnen« (das. 1895) folgte, das sich ebensowenig auf der Bühne zu halten vermochte wie die Schauspiele mit historischem Hintergrund: »Der lange Preuße« (das. 1897) und »Jörg Trugenhoffen« (Stuttg. 1898). Dagegen war S. bald erfolgreich im Roman und in der Novelle. Er veröffentlichte: »Unter den Linden«, Berliner Zeitroman (Berl. 1893), »Belladonna«, drei Novellen (das. 1895), »Dienst« (das. 1895, 4. Aufl. 1903), »Die kleine Elten« (das. 1895), »Friede auf Erden« (das. 1897), »Arme Thea!« (das. 1897, 4. Aufl. 1905), »Berliner Höllenfahrt. Ernstes und Heiteres« (das. 1896), »Buch der Liebe«, sechs Novellen (Stuttg. 1897, 3. Aufl. 1904), »Der arme Konrad«, Roman aus dem Bauernkrieg (das. 1898, 3. Aufl. 1900), »Die letzte Wahl« (das. 1899, 3. Aufl. 1901), »Die ewige Burg« (das. 1900, 4. Aufl. 1901), »Die törichte Jungfrau« (das. 1901), »Gib mir die Hand« (das. 1904, 9. Aufl. 1905), »Du bist die Ruh'« (das. 1905), »Der du von dem Himmel bist« (das. 1906) und mehreren Novellenbänden. In seinen verbreitetsten Werken: »Der weiße Tod«, Roman aus der Gletscherwelt (Stuttg. 1897, 11. Aufl. 1905), »Montblanc« (das. 1899, 7. Aufl. 1907) und »Altheidelberg, du seine«, Roman einer Studentin (das. 1902, 7. Aufl. 1905) bewährt S. besonders seine Gabe der fesselnden Naturschilderung.

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 19. Leipzig 1909, S. 108.
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