Talleyrand

[296] Talleyrand (spr. tall'rang), altes franz. Geschlecht, stammt von einem Zweige der Grafen de la Marche, der sich in die Linien Périgord, die 1400 erlosch, und T. (so benannt nach einem Gut in Périgord) teilte. Der erste Graf von T. war Hélier (um 1100). Die drei Linien der Talleyrands stammen ab von Daniel Marie Anne, Marquis von T., Fürsten von Chalais, der 1745 bei der Belagerung von Tournai fiel und fünf Söhne hinterließ. Der Stifter der ersten Linie war Gabriel Marie von T., der von Ludwig XV. den Titel eines Grafen von Périgord zurückerhielt. Sein Enkel Augustin Marie Elie Charles, Fürst von T., Herzog von Périgord, geb. 10. Jan. 1788, diente unter Napoleon I., ward unter den Bourbonen zum Obersten befördert und starb 11. Juni 1879. Mit seinem Sohn, dem Fürsten Elie Roger Louis von T., Herzog von Périgord (geb. 23. Nov. 1809), erlosch die Linie 1883. Der Stifter der zweiten Linie war Charles Daniel von T., gest. 1788. Dessen Sohn war der berühmte Diplomat (s. unten). Napoléon Louis, Herzog von T.-Périgord, geb. 12. März 1811, gest. 22. März 1898 in Berlin, war seit dem Tode seiner Mutter, der Herzogin von Kurland (gest. 19. Sept. 1862), Herzog von Sagan; sein Bruder Alexandre Edmond, Marquis von T.-Périgord, geb. 15. Dez. 1813, gest. 9. April 1894, war durch Zession[296] seines Vaters Herzog von Dino und seit dem Tode seiner Mutter Besitzer der Herrschaft Deutsch-Wartenberg in Schlesien, die er 1879 an den preußischen Minister Friedenthal verkaufte. Die Söhne Napoléon Louis' sind Boston, Herzog zu Sagan (geb. 16. Mai 1832) und Adalbert von T.-Périgord (geb. 20. März 1837), seit 1864 auch Herzog von Montmorency. Der Gründer der dritten Linie war Louis Marie Anne, 1788 französischer Gesandter in Neapel; dessen vierter Bruder, Alexandre Angélique, geb. 16. Okt. 1736, gest. 20. Nov. 1821, widmete sich dem geistlichen Stand, wurde 1777 Erzbischof von Reims und mußte 1791 auswandern, begleitete als Beichtvater den nachmaligen König Ludwig XVIII. nach Mitau und später nach England. Nach der Restauration wurde er zum Pair, 1817 zum Erzbischof von Paris und Kardinal erhoben. In dieser Stellung übte er großen Einfluß auf die Gestaltung der kirchlichen Verhältnisse. Diese Linie erlosch 29. Febr. 1896 mit Charles Angélique, Graf von T.-Périgord, geb. 8. Nov. 1821, 1862–64 französischer Gesandter in Berlin, 1864–69 in St. Petersburg.

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 19. Leipzig 1909, S. 296-297.
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