Theophrástos

[471] Theophrástos, griech. Philosoph, geb. 390 v. Chr. zu Eresos auf der Insel Lesbos, gest. 305 (nach andern erst 284) in Athen, war in Athen erst Schüler des Platon, dann des Aristoteles und wurde von diesem zum Erben seiner Bibliothek und zu seinem Nachfolger in der Leitung der peripatetischen Schule ernannt.[471] In seinen Reden zeigte T. so viel Würde und Anmut, daß Aristoteles des T. eigentlichen Namen Tyrtamos in T., d. h. göttlicher Redner, umgewandelt haben soll. T. ist der Verfasser von etwa 200 Schriften dialektischen, metaphysischen, moralischen und physikalischen Inhalts, von denen einige naturhistorische und philosophische, zum Teil Fragmente aus größern Werken, erhalten sind. Die bekanntesten sind: »Ethici characteres« (wohl nur ein Auszug aus einem ethischen Werke, hrsg. von Foß, Leipz. 1858, und Petersen, das. 1859; mit Übersetzung von der Philologischen Gesellschaft in Leipzig, das. 1897; deutsch auch von Schnitzer, Stuttg. 1858; von Binder, das. 1864; vgl. La Bruyère), ein Teil der Metaphysik in der Ausgabe der Aristotelischen Metaphysik von Brandis (Berl. 1823) und die »Naturgeschichte der Gewächse« (hrsg. von Schneider, Leipz. 1818–21, 5 Bde.; deutsch von Sprengel, Altona 1822, 2 Bde.). Eine Gesamtausgabe des noch von ihm Vorhandenen besorgte Wimmer (Leipz. 1854–62, 3 Bde., und Par. 1866 in 1 Bd.). Zur Entwickelung der Philosophie scheint T. nicht viel beigetragen, sondern die Aristotelische Philosophie nur fortgepflanzt und, allerdings in etwas naturalistischem Sinn, erläutert sowie durch Zusätze erweitert zu haben. Vgl. J. Bernays, T.' Schrift über Frömmigkeit (Berl. 1866); Kirchner, Die botanischen Schriften des T. (Leipz. 1874); Wirtz, De Theophrasti Eresii libris phytologicis (Straßb. 1898).

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 19. Leipzig 1909, S. 471-472.
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