Viktor Amadēus

[161] Viktor Amadēus, Herzoge von Savoyen und Könige von Sardinien: 1) V. I., Herzog von Savoyen, Sohn Karl Emanuels I., geb. 8. Mai 1587, ward am spanischen Hof erzogen, folgte 13. Okt. 1630 seinem Vater in der Regierung und starb 7. Okt. 1637.

2) V. II., geb. 14. Mai 1666, gest. 31. Okt. 1732, folgte seinem Vater Karl Emanuel II. als Herzog von Savoyen 12. Juni 1675 unter Vormundschaft seiner Mutter, trat aber bereits 1680 dem Namen nach und 1684 in der Tat die Regierung selbständig an. Durch seine Vermählung mit einer Nichte Ludwigs XIV. von Frankreich kam er in Abhängigkeit von der französischen Politik, wußte sich aber nach und nach daraus zu befreien. Während des Krieges der europäischen Koalition gegen Frankreich 1688–97 stand er 1690–1696 auf der Seite von dessen Gegnern. Beim Ausbruch des Spanischen Erbfolgekrieges schloß er 6. April 1701 mit Frankreich ein Bündnis und verheiratete seine Tochter Marie Luise Gabriele an Philipp V. von Spanien, knüpfte aber 1702, von den Feldherren Ludwigs XIV. vielfach gekränkt, mit dessen Gegnern Verhandlungen an und trat 8. Nov. 1703 offen zu ihnen über, wofür ihm Österreich mailändische Gebietsteile abtrat. Nun eroberten die Franzosen fast das ganze Herzogtum, aber 1706 wurde seine belagerte Hauptstadt durch den Prinzen Eugen entsetzt, und die Franzosen mußten das Land räumen. Durch den Utrechter Frieden von 1713 erhielt er die Insel Sizilien als Königreich, die er indes 1720 gegen Sardinien vertauschen mußte. Er reorganisierte die Akademie in Turin und gab ein neues Gesetzbuch (Codex Victorianus), bedrückte aber wiederholt die Waldenser. Am 3. Sept. 1730 dankte er zugunsten seines Sohnes Emanuel ab und zog sich nach Chambéry zurück, nachdem er sich kurz vorher mit der Witwe des Grafen Novarina di San Sebastiano neu vermählt hatte. Als er dann aber im Herbst 1731 den Versuch machte, sich der Regierung wieder zu bemächtigen, ließ ihn sein Sohn gefangen nehmen und auf das Schloß Rivoli, von dort im April 1732 nach Moncalieri bringen, wo er starb. Vgl. Carutti, Storia di Vittorio Amedeo II (3. Aufl., Turin 1897); Parri, Vittorio Amedeo II ed Eugenio di Savoia (Mail. 1888); Marchesa Vitelleschi, The romance of Savoy: V. A. II and his Stuart bride (Lond. 1905, 2 Bde.).

3) V. III. (II.), Sohn Karl Emanuels III., König von Sardinien, geb. 26. Juni 1726 in Turin, gest. 16. Okt. 1796, trat die Regierung 20. Febr. 1773 an, war einer der heftigsten Gegner der französischen Revolution und schloß sich der ersten Koalition an, ward aber 1795 und 1796 besiegt und mußte sich im Frieden 15. Mai 1796 zu großen Opfern an Geld und Gebiet verstehen. Vermählt war er mit Maria Antoinette, Tochter König Philipps V. von Spanien.

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 20. Leipzig 1909, S. 161.
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