Villa [2]

[164] Villa (lat.), bei den Römern ein Haus auf dem Lande. Auf den Besitzungen der reichen Römer hieß das nach städtischer Art gebaute, später meist mit verschwenderischem Luxus ausgestattete und für alle Jahreszeiten eingerichtete Herrenhaus V. urbana (städtische V.) oder, wenn es in der Nähe der Stadt gelegen war, V. suburbana (vorstädtische V.). An diese reihte sich die V. rustica (ländliche V.), welche die oft sehr zahlreichen Wirtschaftsgebäude, Gemüse-, Obst-, Oliven- und Weingärten in sich schloß. Durch besondere Pracht ausgezeichnete Villen waren die des Lucullus, Augustus, Pompejus, Cicero, Hortensius, Plinius, Caligula, Nero, Hadrian etc. Zur Zeit der Karolinger hießen Villae regiae die königlichen Meiereien oder Domänen, auf denen häufig die Könige ihren Aufenthalt nahmen. Der römische Villenbau wurde seit dem Anfang des 14. Jahrh. von den Italienern aufgenommen und in denselben Abarten gepflegt. Seine höchste Blüte erreichte er in der Renaissance- und Barockzeit. Zu den künstlerisch oder geschichtlich bedeutendsten italienischen Villen gehören die Mediceische V. Careggi bei Florenz, die Villen Farnesina, Madama Laute, Borghese, Mattei, Medici und Albani in und bei Rom, die V. d'Este bei Tivoli, die Villen Aldobrandini und Mondragone bei Frascati, die V. Doria bei Genua, die V. Maser bei Treviso und die V. rotonda bei Vicenza. Im 19. Jahrh. hat der Villenbau eine solche Ausdehnung genommen, daß die Vorstädte und Vororte fast aller größern Städte großenteils aus Villen oder villenartigen Eigenhäusern bestehen, wodurch der Villenbau zu einem besondern Zweige der modernen Baukunst geworden ist. Vorgärten, Veranden, offene Balkone, Freitreppen, Erker u. dgl. sind die charakteristischen Eigentümlichkeiten der modernen städtischen V. Vgl. Hänel und Hartmann, Einfache Villen und Landhäuser (Dresd. 1894–95); Aster, Villen u. kleine Familienhäuser (11. Aufl., Leipz. 1906); weitere Sammlungen von Mühlberg (1. und 2. Serie, Berl. 1893 bis 1901; 3. Serie, Leipz. 1903), Neumeister (Leipz. 1901), Wasmuth (Berl. 1902), Völkel (Wien 1903–1904), Schlicht (Dresd. 1904), Wolfrum (Düsseld. 1907 ff.) u. a. S. auch Wohnhaus (mit 2 Tafeln).

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 20. Leipzig 1909, S. 164.
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