Vivien de Saint-Martin

[200] Vivien de Saint-Martin (spr. wiwjäng d'ßängmartäng), Louis, Geograph, geb. 22. Mai 1802 zu Caen in der Normandie, gest. 3. Jan. 1897 in Paris, kam 1814 nach Paris, wo er sich, abgesehen von einem Aufenthalt in Versailles von 1865–77, stets aufhielt. Er gehörte 1822 mit zu den Stiftern der Geographischen Gesellschaft von Paris, konstruierte 1826 das erste in Paris aufgestellte Georama und widmete sich seit 1840 ganz der geographischen Wissenschaft. Er übernahm 1842 die Redaktion der seit 1809 von Maltebrun und Klaproth redigierten »Annales de voyages«, denen er 14 Jahre lang vorstand, veröffentlichte die beiden ersten Bände einer »Histoire universelle des découvertes géographiques« (1845–47; neue Ausg. u. d. T.: »Description historique et géographique de l'Asie Mineure«, 1852), deren Fortsetzung aber durch die Ereignisse von 1848 unterbrochen wurde, ferner: »Etudes de géographie ancienne et d'ethnographie asiatique« (1850–54, 2 Bde., Kleinasien behandelnd), gründete 1852 das Wochenblatt »Athenaeum français« und gab 1863–1875 unter dem Titel »L'Année géographique«, eine jährlich erscheinende Revue der Forschungsreisen und geographischen Publikationen (bis 1878 von Maunoir und Duveyrier fortgesetzt) heraus, die allen ähnlichen Publikationen als Vorbild diente. Seine Hauptarbeiten aber sind die gründlichen Untersuchungen über die geographischen Verhältnisse des alten Indien und Afrikas zur Zeit der Römer: »Étude sur la géographie et les populations primitives du Nord-Ouest de l'Inde d'après les hymnes védiques« (Par. 1860); »Etude sur la géographie grecque et latine de l'Inde« (1858–60, 3 Tle.); »Le Nord de l'Afrique dans l'antiquité grecque et romaine« (1863). Außerdem veröffentlichte V. eine vortreffliche »Histoire de la géographie et des découvertes géographiques« (1873, mit Atlas). Zuletzt gab er das siebenbändige »Nouveau dictionnaire de géographie universelle« (1877–95, Bd. 3 u. 4 unter L. Rousselets Beihilfe, Bd. 5–7 von letzterm allein redigiert; dazu 2 Supplementbände 1895–99) heraus. Der von V. mit F. Schrader begonnene »Atlas universel« (1877 ff.) wurde seit 1887 von Schrader weitergeführt.

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 20. Leipzig 1909, S. 200.
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