Duveyrier

[316] Duveyrier (spr. düwärjé), 1) Anne Honoré Joseph, unter dem Pseudonym Mélesville bekannter franz. Theaterdichter, geb. 13. Nov. 1787 in Paris, gest. daselbst 7. Nov. 1865, studierte die Rechte, wurde 1809 Advokat in Montpellier und erhielt in der Folge die Stelle eines kaiserlichen Generalprokurators. Nach der Restauration nahm er seine Entlassung und begann ausschließlich für die Bühne zu arbeiten, nachdem er bereits 1811 ein Lustspiel: »L'oncle rival«, mit Beifall zur Ausführung gebracht hatte. Er entfaltete nun eine unglaubliche Fruchtbarkeit und behauptete sich bis in die 1850er Jahre neben Scribe und Bayard als der beliebteste Bühnendichter Frankreichs. Namentlich hat er das Vaudeville mit großem Glück behandelt. Von seinen über 300 Stücken, die er durchgängig in Gemeinschaft mit andern verfaßte (namentlich gehörte er zu den fleißigsten Mitarbeitern Scribes), nennen wir: »Frontin mari-garçon« (1821); »Valérie« (1823), worin die Mars glänzte; »L'ambassadeur« (1826); »La chatte métamorphoséeen femme« (1827); »Zoé« (1830); »Le chalet« (1834); »Le lac des fées« (1839) etc., sämtlich mit Scribe; außerdem: »L'ermite« (1820); »Le bourgmestre de Saardam« (1825); »Le mariage impossible« (1828); »La séparation« (1830); »Les vieux péchés« (1833); »La fille de Figaro« (1843); »Les bijoux indiscrets« (1850); »Monsieur Beauminet« (1854) u.a.

2) Charles, franz. Bühnendichter, Bruder des vorigen, geb. 12. April 1803 in Paris, gest. daselbst 10. Nov. 1866, widmete sich der juristischen Laufbahn und wurde (bis 1845) Generalinspektor der Gefängnisse, mußte aber als Anhänger des Saint-Simonismus wegen eines Artikels über die Frauen selbst eine einjährige Hast bestehen und wandle sich dann nach der Zerstreuung der Saint-Simonisten der Bühnendichtung zu. Mit seinem Bruder verfaßte er: »Michel Perrin« (1834, eine Hauptrolle von Bouffé); »Clifford le voleur« (1832); »Faute de s'entendre« (1838); »La meunière de Marly« (1841) u.a.

3) Henri, franz. Afrikareisender, Sohn des vorigen, geb. 28. Febr. 1840, gest. durch Selbstmord 25. April 1892 in Sèvres, erhielt seine Erziehung zum Teil in Deutschland, trat mit Heinr. Barth in Verbindung, machte 1857 eine Forschungsreise in die algerische Sahara und 1859–61 eine größere in die Wüstengebiete von Algerien, Tunis und Tripolis. Der Krieg von 1870 brachte ihn als Gefangenen nach Neiße. 1874 erforschte er die tunesischen Schotts, 1876 wurde er mit einer Sendung nach Marokko betraut, 1878–1880 gab er mit Maunoir das von Vivien de Saint-Martin begründete geographische Jahrbuch: »Année géographique« heraus und wurde Mitarbeiter an dessen »Dictionnaire de géographie universelle«. Außer zahlreichen Artikeln in Fachzeitschriften veröffentlichte er »Exploration du Sahara« (Bd. 1: Les Touaregs du Nord, Par. 1864) und »La Tunisie« (1881).

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 5. Leipzig 1906, S. 316.
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