Wüstenfauna

[799] Wüstenfauna, die Gesamtheit der die großen Wüsten bewohnenden und für sie charakteristischen Tierwelt. Ein charakteristischer Wüstenbewohner der Alten Welt ist das Kamel, das sich jedoch nur noch in Asien in der Gegend des Lob-Nor wild findet; Antilopen sind Wüsten- und Steppenbewohner; von Raubtieren gehören zur W. Schakal und Wüstenfuchs (Fenek) und Hyäne, von Nagern die Springmäuse. Unter den Vögeln der W. sind besonders Sperlingsvögel vertreten (z. B. in der Sahara: Wüstensteinschmätzer, Wüstengimpel und Wüstenlerche); von den [799] Sumpfvögeln findet sich Rennvogel (Cursarius), von Hühnervögeln die Wüstenhühner. Zu den Reptilien gehören die Wüstenschlangen (Psammophidae), mehrere Natternarten, Wurmschlangen und einige Giftschlangen (Brillenschlange und Hornviper der Alten Welt), unter den Eidechsen finden sich besonders Gattungen und Arten der Varane, der echten Eidechsen (Lacertidae), der Skinke und der Agamen der Alten Welt (Moloch Australiens, Krötenkopf Asiens) wie der Leguane der Neuen Welt (Krötenechse Mexikos). Unter den Insekten der W. nehmen die erste Stelle ein die Käfer (Melanosomen, Cicindelen) und Heuschrecken. Spärlich finden sich Mollusken, und dem Wassermangel entsprechend fehlen Amphibien und Fische völlig. Der Bodenfarbe entsprechend tragen die Wüstentiere, mit Ausnahme der Insekten, ein lehmfarbiges gelbliches Kleid. Die Käfer sind überwiegend dunkel, selbst schwarz. Alle Wüstentiere haben sehr geringes Wasserbedürfnis; bei vielen ersetzt die Nahrung das Bedürfnis nach Flüssigkeit, andre begnügen sich mit dem spärlichen Tau; die wenigen Schnecken sind Nachttiere und hängen sich während des Tages fest, um gegen Austrocknen geschützt zu sein. Auch ein Teil der Reptilien sind Nachttiere. Gegen die extreme Hitze des Tages und die Kühle der Nacht schützen sich viele Tiere durch Verkriechen in Löchern und besonders durch Eingraben in den sandigen Boden. Daher ist bei den Reptilien, doch auch bei einigen Säugern, die Grabfähigkeit stark entwickelt. Sehr viele Wüstentiere laufen oder fliegen sehr schnell, um dem Feinde zu entgehen oder sich Nahrung zu verschaffen. Bei Reptilien sind die Sinnesorgane, besonders Nase, Atemorgan, Auge und Gehörsöffnung in mannigfaltiger Weise gegen das Eindringen von Sandkörnchen geschützt.

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Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 20. Leipzig 1909, S. 799-800.
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