Weyr

[578] Weyr, Rudolf, Bildhauer, geb. 22. März 1847 in Wien, studierte seit 1864 auf der dortigen Kunstakademie besonders unter der Leitung der Professoren Bauer und Cesar und erhielt 1870 für eine Gruppe, Simson und Delila, den Reichelschen Preis. Dann war er eine Zeitlang mit Entwürfen und Modellen zu Medaillen, Tafelaufsätzen u. dgl. beschäftigt, und 1878 erhielt er in der Konkurrenz um das Grillparzerdenkmal für Wien den zweiten Preis, infolgedessen ihm die Ausführung von sechs Hochreliefs in Marmor mit Szenen aus den Werken des Dichters für die innere Wand der die Statue umgebenden Exedra übertragen wurde. Seine Neigung für die malerisch-dekorative Richtung in der Plastik, welche die Komposition dieser Reliefs beherrscht, entwickelte sich noch mehr in den Reliefs für den Kuppelraum des kunsthistorischen Hofmuseums, in den Gruppen der juristischen und medizinischen Fakultät für das Universitätsgebäude und in seinem Hauptwerk, dem etwa 40 Figuren umfassenden Hochrelieffries mit dem Triumphzug des Bacchus und der Ariadne an der Hauptfront des neuen Hofburgtheaters (s. Tafel »Bildhauerkunst XVIII«, Fig. 2, Gipsmodell im Besitz der Berliner Nationalgalerie), in dem er außerdem die plastischen Arbeiten für die Dekoration des Zuschauerraums ausgeführt hat. Für einige Säle des naturhistorischen Hofmuseums schuf er 44 polychromierte Karyatiden, auch führte er das Grabdenkmal für die beim Ringtheaterbrand Verunglückten auf dem Zentralfriedhof in Wien, das Denkmal der Militärakademie in Wiener-Neustadt, einen kolossalen Monumentalbrunnen, Österreichs Macht zur See darstellend, vor der Hofburg, das Canon-Denkmal im Stadtpark (1905) und das Brahms-Denkmal (1908) in Wien aus. Er ist Professor an der Technischen Hochschule und Ehrenmitglied der Kunstakademie in Wien und (seit 1896) Mitglied der königlichen Akademie der Künste in Berlin. W. weiß in seinen phantasievollen Schöpfungen die aufs höchste gesteigerte Lebensfülle des Barockstils mit den edlen Formen der Antike und der Renaissance glücklich zu verbinden.

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 20. Leipzig 1909, S. 578.
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