Wilberforce

[623] Wilberforce (spr. ŭilberfōrs), William, brit. Philanthrop, geb. 24. Aug. 1759 in Hull, gest. 29. Juli 1833 in London, trat 1780 ins Unterhaus. Zuerst in der Sitzung von 1789 trug er mit Pitt auf Abschaffung des britischen Negerhandels an, setzte aber erst 1792 den Beschluß durch, daß der Sklavenhandel Ende 1795 aufhören sollte. Der Krieg und die gefährdete Lage der Kolonien ließen indessen die Maßregel noch nicht zur Ausführung kommen. Doch hatten die Bestrebungen Wilberforces den Erfolg, daß durch ein neues Gesetz von 1807 der Sklavenhandel vom 8. Jan. 1808 ab im britischen Machtbereich aufgehoben wurde. W. richtete nun seine Bemühungen darauf, diese Maßregel auch in der übrigen zivilisierten Welt zur Durchführung zu bringen. Auf seine Veranlassung brachte Castlereagh die Angelegenheit auf dem Wiener Kongreß zur Sprache; er wachte nach dem Abschluß der Verträge, in denen sich Frankreich, Spanien und Portugal zur Abstellung des Negerhandels verpflichteten, aufs sorgfältigste über deren Beobachtung. Nach Abschaffung des Sklavenhandels dachte W. an die Beseitigung der Sklaverei überhaupt. Schon 1816 beantragte er im Parlament die Verminderung der Neger im britischen Westindien, und als die Regierung seit 1823 die völlige Emanzipation der Neger vorbereitete, unterwarf W. mit Buxton die Frage im Unterhaus der gründlichsten Erörterung. Seit 1825 lebte W. wegen Kränklichkeit zurückgezogen. In seiner Schrift »Practical view of the prevailing religious systems of professed Christians« (Lond. 1797 u. ö.) bekundete er sich als entschiedenen Anhänger der Hochkirche. Sein Leben wurde von seinen Söhnen Robert Isaak und SamuelMemoirs of W. W.«, Lond. 1838, 5 Bde.), von Samuel W. (1868, neue Ausg. 1871), Colquhoun (2. Aufl., das. 1867) und Stoughton (das. 1880) beschrieben; seine »Correspondence« erschien 1840 in zwei Bänden, seine »Private papers« wurde daselbst 1897 herausgegeben. Drei seiner Söhne, William W. (gest. 31. Mai 1879), Henry W. (gest. 23. April 1873 als einer der tätigsten Mitarbeiter der katholischen Presse) und Robert Isaak, Archidiakonus von York (gest. 3. Febr. 1857 in Albano), traten zur katholischen Kirche über. Der vierte, Samuel W. (geb. 7. Sept. 1805, gest. 19. Juli 1873), Bischof von Oxford, dann von Winchester und Großalmosenier der Königin, war ein fruchtbarer theologischer Schriftsteller und eifriger Vertreter der ritualistischen Richtung. Vgl. seine Biographie von Ashwell und seinem Sohn Reginald G. W. (Lond. 1879–82, 4 Bde.), eine kürzere von letzterm allein (1888, neue Ausg. 1905) und von Daniell (das. 1891).

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 20. Leipzig 1909, S. 623.
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