Wild [2]

[625] Wild, Heinrich, Meteorolog, geb. 17. Dez. 1833 zu Uster im Kanton Zürich, gest. 5. Sept. 1902 in Zürich, studierte seit 1854 in Zürich, Königsberg und Heidelberg, habilitierte sich 1858 in Zürich an der Universität und am Polytechnikum als Privatdozent für Physik, wurde aber noch in demselben Jahr als Professor der Physik und Direktor der Sternwarte nach Bern berufen. Dort schuf er an der Sternwarte eine meteorologische Zentralanstalt für den Kanton Bern und legte damit den Grund zu der Einrichtung des großen schweizerischen meteorologischen Beobachtungsnetzes seit 1863. Als Direktor der eidgenössischen Normaleichstätte führte er bis 1867 die Reform der schweizerischen Urmaße aus. 1868 wurde er als Direktor des Physikalischen Zentralobservatoriums nach St. Petersburg berufen, wo er eine vollständige Reorganisation und Erweiterung der letztern Anstalt und des meteorologischen Beobachtungsnetzes in Rußland durchführte. 1876 begründete er das Meteorologisch-magnetische Observatorium in Pawlowsk. 1894 trat er in den Ruhestand. W. konstruierte das Polaristrobometer (Saccharimeter) und ein Polarisationsphotometer, lieferte eine Neubestimmung des Ohm, gab eine neue optische Methode zur Vergleichung von Strich- und Längenmaßen an sowie neue Komparatoren für Längenmaße und andre Verbesserungen an Meß- und Wägungsmethoden, die er seit 1870 als Mitglied der Commission internationale du métre und seit 1875 als Mitglied des durch die Meterkonvention eingesetzten internationalen Maß- und Gewichtskomitees zur Reform der Urmaße vorgeschlagen und ausgeführt hat. Er gab die »Annalen des physikalischen Observatoriums für Rußland« heraus und redigierte das »Neue Repertorium für Meteorologie«. Neben seinen größern Arbeiten über die Luft- und Bodentemperatur, die Feuchtigkeits- und Bewölkungsverhältnisse im russischen Reiche lieferte er besonders Verbesserungen der meteorologischen und magnetischen Beobachtungsinstrumente und Methoden. Mit Jelinek und Bruhns veranlaßte er die Einberufung internationaler meteorologischer Kongresse und wurde Mitglied des von diesen Kongressen niedergesetzten permanenten internationalen Komitees. Als Präsident der internationalen Polarkommission gab er deren Mitteilungen heraus. Er schrieb: »Das Konstantinowsche Observatorium in Pawlowsk« (Petersb. 1895).

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 20. Leipzig 1909, S. 625.
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