Zodiakāllicht

[974] Zodiakāllicht (Tierkreislicht; hierzu Tafel »Zodiakallicht«), ein matter, schwacher Lichtkegel, der nach Sonnenuntergang am westlichen, vor Sonnenaufgang am östlichen Himmel bis 100° von der Sonne entfernt sichtbar ist, und dessen Achse ungefähr mit der Ekliptik zusammenfällt. In mittlern Breiten ist das Z. am besten im Februar am Abendhimmel und im September am Morgenhimmel zu sehen; die Ekliptik schneidet dann bei Sonnenauf- und Untergang den Horizont unter dem größten Winkel (631/2° in 50° Breite), der Lichtkegel steigt also ziemlich steil auf und erhebt sich bis in größere Höhe über dem Horizont. Doch ist es nur dort erkennbar, wo keine irdischen Lichtscheine den matten Schimmer desselben überstrahlen, also außerhalb bewohnter Orte. In den Tropen, wo seine Achse einen größern Winkel mit dem Horizont bildet, übertrifft das Z. an Glanz die hellsten Stellen der Milchstraße und bildet einen »beständigen Schmuck der Tropennächte«. Es erscheint hier als ein hellerer, kegelförmiger Schein, der von einer weniger leuchtenden Hülle umgeben ist. Unsre Tafel stellt die Erscheinung am Abendhimmel nach einer Zeichnung von Trouvelot dar. Eine geneigte mattleuchtende Pyramide erhebt sich an der Stelle, wo die Sonne untergegangen ist, und hat hier ihre größte Helligkeit und Breite, ihre Begrenzung ist ganz verwaschen; sie erstreckt sich, an Breite und Helligkeit beständig abnehmend, durch die Sternbilder der Fische, des Walfisches und des Widders, bis sich die Spitze in der Gegend der Plejaden und Hyaden verliert. Manchmal findet aber auch hier kein Abschluß der Lichtpyramide statt, vielmehr setzt sich eine Lichtbrücke (Zodiakalring) längs des ganzen Tierkreises bis zum östlichen Horizont fort, wo er wieder eine pyramidale Gestalt annimmt, wie dies zuerst Humboldt beobachtete. An dem der Sonne gerade gegenüberliegenden Punkte des Tierkreises zeigt sich wieder ein Helligkeitsmaximum, der von Brorsen zuerst bemerkte Gegenschein. Das Z. wurde im Orient schon früh bemerkt und als »falsche Morgendämmerung« bezeichnet, auch im Abendlande von Tycho, Rothmann u. a. mehrfach gesehen, jedoch erst von Childrey (1661) und namentlich von D. Cassini (1685) ausführlich beschrieben; letzterer glaubte darin die stark abgeplattete Sonnenatmosphäre zu erblicken, doch zeigte Laplace, daß diese wegen der Zentrifugalkraft sich nicht weiter als bis auf 1/20 des Merkurabstandes von der Sonne erstrecken kann. Das Spektroskop sowie das Polariskop haben erwiesen, daß das Licht des Zodiakallichts Sonnenlicht ist, das von festen Körpern reflektiert ist. Jones erklärte es durch einen Ring von kleinen Körpern, kosmischen Staub, der die Erde, ähnlich wie der Saturnring, umgebe, nach andern soll es ein linsenförmiger Staubball sein, der die Sonne umgibt; Förster glaubt, daß es ein Anhängsel der Erde, ähnlich einem Kometenschweif, sei, der elektrisch leuchte. Nach Seeliger wird es durch einen Gürtel von sehr dünn verteilten Partikelchen hervorgerufen, der die Sonne in der Entfernung der Erde umgibt. Dadurch würde auch der Gegenschein seine Erklärung finden. Wolf hat die Lage des Zodiakallichts auf photographischem Wege bestimmt und gefunden, daß seine Achse, die Linie der größten Helligkeit, nicht genau in der Ebene der Ekliptik liegt, sondern ein wenig dagegen geneigt ist und mit der Ebene des Sonnenäquators zusammenfällt. Vgl. Jones, Observations on the zodiacal light (Washingt. 1856); Schmidt, Das Z. (Braunschw. 1856); Heis, Zodiakallichtbeobachtungen 1847–1875 (Köln 1875); Searle, The zodiacal light (Boston 1883); Wolf, Über die Bestimmung der Lage des Zodiakallichts und den Gegenschein (Münch. 1900).

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 20. Leipzig 1909, S. 974.
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