Elfte Familie: Makrelen (Scombridae)

[91] Eine nicht unbeträchtliche Anzahl wohlgebauter Fische mit spindelförmigem, seitlich zusammengedrücktem, gegen den Schwanz hin sehr verdünntem Leibe, welcher gewöhnlich mit kleinen, kaum wahrnehmbaren Schuppen bekleidet ist und deshalb glatt erscheint, einigt sich naturgemäß zu einer [91] Familie, welche wir der hervorragendsten Art zu liebe die der Makrelen (Scombridae) nennen. Zur besonderen Kennzeichnung derselben mag noch hervorgehoben sein, daß die Deckelstücke glatt, das heißt ohne Stacheln und Zähnelung sind, die Kiemenspalte sich fast schließt, die harten Strahlen der Rückenflosse weniger als die weichen und ebenso minder als die der Afterflosse entwickelt, die ersteren auch wohl getrennt oder in einzelne Theile zerfallen und die brustständigen Bauchflossen zuweilen verkümmert oder gar nicht vorhanden sind.

Bewohner der hohen Meere aller Gürtel der Länge und Breite, dehnen die Makrelen ihr Verbreitungsgebiet meist auch über sehr weite Strecken aus. Fast alle bekannten Arten, mehr als hundert an der Zahl, leben gesellig, einzelne in unzähligen Scharen zusammen, viele von ihnen in bedeutenden Tiefen des Wassers, andere mehr in den höheren Schichten. Alle sind treffliche Schwimmer, alle ohne Ausnahme tüchtige Räuber, obgleich man nicht sagen kann, daß ihre Raubfähigkeit und Raublust im Verhältnisse stehe zu ihrer Körpergröße, da gerade die größeren Arten der Familie oft mit sehr kleiner Beute sich begnügen. Einzelne dagegen hausen unter den Heeren ihrer Nährfische wie Wölfe unter Schafen. Wenn der Dorak (Cybium Commersonii), ein dieser Familie angehöriger, meterlanger, in den oberen Schichten des Wassers jagender Raubfisch des Rothen Meeres, einen Fischschwarm sieht, lauert er, so erzählen die arabischen Fischer, von weitem auf, stürzt sodann mit Blitzesschnelle, in den oberen Wasserschichten einherschwimmend oder von unten aus emporstoßend, auf die Beute los und beißt, nach rechts und links schnappend, rasch die Fische mit seinen scharfen Zähnen entzwei, ohne sie noch zu verschlucken. Die fliehenden verfolgend, entfernt er sich wohl auch einige Meter weit von dem Schauplatze seiner Metzelei, kehrt aber bald zurück und liest nunmehr die im Wasser schwimmenden Stücke nach und nach auf. Die Vermehrung der Makrelen ist meist beträchtlich, ihre Bedeutung für die Fischerei dementsprechend erheblich. Einzelne Arten gelten für gewisse Küstenstrecken als die wichtigsten aller Fische; andere werden eben nur den Häringen nachgestellt; kaum eine einzige Art erfährt die Mißachtung der Küstenbewohner.

Quelle:
Brehms Thierleben. Allgemeine Kunde des Thierreichs, Achter Band, Dritte Abtheilung: Kriechthiere, Lurche und Fische, Zweiter Band: Fische. Leipzig: Verlag des Bibliographischen Instituts, 1884., S. 91-92.
Lizenz:
Kategorien: